Schloss Rogendorf > Pöggstall
Vielseitige Nutzung nach NÖ Landesausstellung 2017

 

Im Herzen des Weitentales, umgeben von malerischen Bauten und Wäldern, liegt Schloss Rogendorf in Pöggstall. Die ehemals herrschaft-liche Anlage, gelegen am westlichen Ende des Hauptplatzes, wurde in den letzten Jahren restauriert und wandelte sich zum neuen Zentrum des Ortes.
Als Initialzündung für die Sanierung diente die Niederösterreichische Landesausstellung 2017 zum Thema „Alles was Recht ist!“, die als Austragungsort das Schloss im südlichen Waldviertel wählte. Im Zuge der Adaptierung des Schlosses für heutige Nutzungsansprüche, wie Barrierefreiheit, Haus- und Gebäudetechnik, erfuhren die bedeutenden historischen Zeugnisse der Vergangenheit eine behutsame Restaurierung. Von dieser Leistung zeugt heute neben der imposanten Schlossanlage als gebauter Organismus auch eine Sonderausstellung im 1. Obergeschoß des großen Rondells.
In dieser Sonderausstellung wird das Bauen im Bestand und im Besonderen im Bereich eines Denkmals didaktisch dargestellt. Eine chronologische Aufarbeitung der Bau- und Herrschaftsgeschichte, beginnend im Mittelalter bis in die heutige Zeit, dient als Leitlinie und beherbergt die einzelnen Stationen zur Vermittlung von naturwissenschaftlichen, kunsthistorischen, bauhistorischen und denkmalfachlichen Untersuchungsmethoden. Weiters werden der Begriff des Denkmals und die Aufgaben des Denkmalschutzes sowie des Bundesdenkmalamts aufgezeigt und erläutert.
Am Beispiel Schloss Pöggstall kann man die Entwicklung von der Burganlage des 13. Jahrhunderts zum herrschaftlichen Sitz des Mittelalters und die opulente Ausstattung der Renaissance bis zur Nutzung als modernes Gemeindezentrum erkunden.
Schon in der Befundungsphase wurde festgestellt, dass sehr viel noch erhalten ist: die Ostmauern, die Zinnen in voller Höhe bis hin zum Zwinger ... alle Bauphasen können herausgearbeitet, dargestellt und den jeweiligen Eigentümern zugeordnet werden. „Bei anderen Schlössern tut man sich oft schwer zu unterscheiden. Bei den Rogendorfern kann man differenzieren: was hat der Kasper gemacht, was hat der Christoph gemacht. Wir können die Abrechnungen der  Baumeister und der Künstler zuordnen. Wir können also genau bestimmen wer was, wann, und wo gemacht hat. Und das ist natürlich hoch spannend“, unterstreicht der Bauhistoriker Dr. Peter Aichinger-Rosenberger die Bedeutung von Schloss Pöggstall.

Wandel zum Bürgerzentrum

„Das Schloss Rogendorf in Pöggstall, das ab nun Schloss Pöggstall genannt wird und somit auch im Namen aufzeigt, dass der Wandel vom Herrschaftssitz zum Bürgerzentrum vollzogen wurde, ist eines der ersten Beispiele in
Österreich“, betont man seitens des Denkmalschutzes, „bei dem die neuen Richtlinien, Standards und Ö-Normen für Bauen im historischen Bestand zur Anwendung gelangt sind. Die Sanierung des Schlosses berücksichtigt vor allem – als roter Faden durch alle Bereiche – die Standards der Baudenkmalpflege des Bundesdenkmalamts.“
Die Bedeutung der Bestandserfassung, das Wissen in allen relevanten Bereichen und in der dazu nötigen, je nach Bedarf unterschiedlichen Erkundungstiefe, sind die Grundlagen einer kosten-, zeit- und arbeitseffizienten Planung und Bauausführung. Durch diese erkennt man neben den faktischen Werten, wie Bauzustand usw., auch die baukulturellen, künstlerischen sowie architektonischen Qualitäten. In Schloss Pöggstall etwa wurde dadurch eine gotische Halle im 1. Obergeschoß aufgefunden, die Besuchern und Nutzern nun wieder zur Verfügung steht und die Geschichte des Objekts auf einzigartige Weise begreifen lässt.
Die barrierefreie Erschließung erfolgt durch einen neuen Turm, der die Formensprache der Zeit
widerspiegelt und der Schlossgeschichte als Ausdruck der Architektur des 21. Jahrhunderts ein weiteres Kapitel hinzufügt. Dieser neue Baukörper ordnet sich der Gesamterscheinung des Schlosses unter und greift bestehende Formen, Rhythmen und den architektonischen Maßstab auf. Durch diese Gestaltung ist er ein deutlicher Ausdruck von etwas Neuem, ohne jedoch das Vorhandene zu dominieren. Die Lage der neuen Erschließung wurde an einer Stelle gewählt, die den größten funktionalen Nutzen für das Schloss erfüllen kann. Dieser Turm fungiert als Bindeglied zwischen der Kernburg und der gotischen Erweiterung und ersetzt eine historische Stiegenanlage, die in einem bautechnisch kaum mehr zu rettenden Zustand und bereits aus Sicherheitsgründen gesperrt war. Bei den archäologischen Voruntersuchungen wurde  am selben Standort ein renaissancezeitlicher Turm entdeckt, der durch die versierten Planer von w30 Architektur geschickt in den Zubau integriert wurde.


Architektur & Materialität

Die behutsame Instandsetzung aufgrund bauhistorischer Untersuchungen in direkter Abstimmung mit Denkmalpflegern und Restauratoren war die Grundvoraussetzung sämtlicher Baumaßnahmen. „Wo aber Neues gefragt und möglich war“, betont Stefan Wedl von Generalplaner w30 Architektur, „zeigt sich eine dezidierte Materialwahl, die in reizvollem Kontrast zu den alten Gemäuern steht und in ihrer Reduziertheit mit dem fortifikatorischen Charakter der ehemaligen Schutz- und Trutzburg korreliert.
Der gewollt rostige Cortenstahl, der vornehmlich im Außenbereich zum Einsatz kam, verbindet Eleganz und Dauerhaftigkeit. Im Inneren überzieht Stahlblech die Wände von Durchgängen und Sanitärblöcken inmitten einer Kaskade strahlender Weißtöne von gekalkten Wänden, üppigen Stuckornamenten und hölzernen Vertäfelungen. Wo neu gebaut wurde, kommt sandgestrahlter Sichtbeton zum Einsatz, feine Holzmaserungen locken im neuen Schlossrestaurant zum angenehmen Aufenthalt.
Alles in allem ein gelungener Umbau, der einen vorbildhaft sensiblen Umgang mit dem historischen Gebäude umfasst, aber auch einige Highlights zu bieten hat – vom kristallinen Baukörper des neuen Stiegenhauses und die Freilegung einiger bauhistorischer Preziosen bis hin zur Einrichtung einer zweigeschossigen Hochzeitssuite, zu strahlenden Prunk- und Veranstaltungsräumen und einer der schönsten WC-Anlagen, die sich jemals in einem Schlosskeller gefunden haben.“
Umbau und Restaurierung von Schloss Pöggstall kosteten gut investierte 9 Millionen Euro.

 

Quellen Text und Fotos:

BDA, Abt. f. NÖ / Markus Schmoll, Irene Dworak;
Marktgemeinde Pöggstall / Bgm. Margit Straßhofer, Ing. Alfred Knoll
W30 Architektur /  Stefan Wedl, Helga Kusolitsch

Drohnenaufnahme: Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H.

Projektpartner Schloss Pöggstall

 

Bauherr: Marktgemeinde Pöggstall

Generalplanung: w30 Bauplanung & Innenarchitektur GmbH, Waidhofen an der Ybbs

Bauausführung Fassade: Jäger Bau, Pöggstall

Fenster, Türen, Tore: PSP HOLZ GmbH, Rohrendorf

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