Herausforderung am Auhof
Schöne Wohnungen und Geschäftslokale
Einer Aufgabe mit jeder Menge an Herausforderungen stellte sich die Handler Holding GmbH als Bauherr und die Handler Bau GmbH als Totalunternehmer des Projekts „Wohnen am Auhof“. Das ehrgeizige
Bauvorhaben in der Auhofstraße 205 / Lilienberggasse 10 zählt seit seiner Fertigstellung im Herbst 2016 zu einem der gelungensten Verbindungen von Alt und Neu im Bereich Wohnbau bzw.
Mixed-Use-Bau.
Doch der Reihe nach. Im Februar 2012 sperrte die Pächterfamilie Fehringer das Gasthaus „Zum Weinbrunnen“, das sie über ein Vierteljahrhundert an genannter Adresse geführt hatte, zu. Der neue
Eigentümer hatte andere Pläne mit der Liegenschaft und ließ in der Folge von geladenen Architekturbüros Konzepte für eine Adaptierung bzw. Erweiterung des in die Jahre gekommenen Gebäudes sowie
eine Neunutzung desselben erstellen.
In der Schutzzone
Der komplexe und dementsprechend wohldurchdachte Lösungsvorschlag des Büros BEHF Architects fand schließlich die Zustimmung aller maßgeblichen Beteiligten: neben dem Bauherrn selbst auch die für
Bauvorhaben in Schutzzonen – und um ein solches handelte es sich – zuständige Wiener Magistratsabteilung 19, Architektur und Stadtgestaltung. Ein Faktum, das sich auch dadurch erklären lässt,
dass der Entwurf von BEHF auf die historische Bausub-stanz maximal Rücksicht nimmt.
Straßentrakt bleibt erhalten
Konkret bedeutet das, dass die inhomogenen Teile im Innenbereich des Grundstücks entfernt werden durften, der gesamte Straßentrakt jedoch erhalten blieb und nach historischen Vorlagen
mustergültig renoviert wurde. Dafür gab‘s seitens der MA 19 sogar eine Förderung. Die Fassade des Bestandsgebäudes erhielt einen Anstrich in historisch überlieferter, weißer Farbe. Die
grün-weißen Kastenfenster und die schmiedeeisernen Balkonelemente verleihen der optischen Erscheinung nach außen hin eine unverkennbare Markanz.
Diese wird durch die weitgehende Rekonstruktion der dominanten Dachgauben, die, genauso wie das restliche Dach rautenförmig mit anthrazitfarbenen Eternitschindeln eingedeckt wurden, noch
eindrucksvoll verstärkt. Dieselben Strukturen, übersetzt in eine moderne Architektursprache, kamen bei den Neubauteilen zur Anwendung, wodurch sich ein homogenes Gesamtbild der Anlage
ergibt.
Die Segmentbögen der im Erdgeschoß situierten Gewerbezone – hier finden sich zwei Geschäftslokale mit insgesamt rund 770 m2 Fläche – konnten erhalten werden und verleihen den Räumlichkeiten nach
deren Sanierung ein historisch gewachsenes und entsprechend gediegenes Ambiente.
Das Grundstück barg darüber hinaus die eine oder andere Überraschung, wozu auch ein großzügig dimensionierter Erdkeller zählte, der – da teilweise unter der Straße gelegen – unter Wahrung der
behördlichen Auflagen verfüllt werden musste.
Von der ursprünglichen Bausubstanz des Gebäudes blieben rund 50 Prozent erhalten. Der Abtrag reichte bis zur Mittelmauer, die ebenfalls entfernt werden musste. Dies stellte vor allem für die
Statik eine Herausforderung dar, galt es doch, die doch beträchtlichen Lasten über diverse Behelfskonstruktionen abzuleiten. Dazu gesellte sich die Frage der Baugrubensicherung, vor allem im
Bereich der zweigeschoßigen Tiefgarage, die im Bereich des vormals verbauten Innenhofs neu errichtet wurde. Generell erwiesen sich der Übergang Mittelmauer / Tiefgarage sowie die Schnittstelle
Neubaukeller / Bestandsgebäude längere Zeit als omnipräsente Thematiken am Bau. „Das schöne an diesen Herausforderungen war“, erinnert sich Bauleiter Ing. Martin Braunrath, „dass wir das Projekt
als Totalunternehmer realisieren konnten und dadurch zahlreiche Probleme bereits im Vorfeld – etwa im Zuge der Ausführungsplanung – einer maßgeschneiderten Lösung zuführen konnten.“
Erweiterung durch Neubau
Wesentlich einfacher, wenngleich durch die gegebene Topografie alles andere als simpel, gerierte sich der L-förmige Neubau, der gemeinsam mit dem Bestand eine U-förmige Gesamtverbauung bildet. In
Zuge eines Interviews mit einem Fachmedium meinte BEHF-Partner Stephan Ferenczy zur Ausführung des Neubaus: „Uns war wichtig, die neue Bebauung ganz selbstverständlich in die urbane
Umgebung einzufügen und gleichzeitig eine hohe Wohn- und Lebensqualität für die zukünftigen Bewohner zu erzielen. Daher haben wir eine heterogene Fassade mit Erkern und Balkonen entworfen, hinter
der sich helle, moderne Wohnungen für verschiedene Lebensmodelle öffnen. Bei der Dachlandschaft orientierten wir uns an der Kleinteiligkeit des Altbaus – mit dem Ziel, die beiden Baustile zu
verbinden.“
Die Wohnungen im Neubau bestechen einerseits mit gut durchdachten, effizienten Grundrissen, andererseits durch Freiräume, wie Terrassen und Balkone. Sechs der 37 Wohnungen sind sogar als echte
Gartenwohnungen ausgeführt.
Moderne Liegenschaft
In Summe ergibt sich durch die Sanierung des Bestands in Verbindung mit dem Neubau, mit der Tiefgarage und mit dem nach Süden hin offenen Innenhof mit seinem Altbaumbestand eine moderne
Liegenschaft im Zentrum des
13. Wiener Gemeindebezirks.
Fotos:
Handler Bau / Martin Braunrath;
BEHF / Bruno Klomfar;
homedia / 1133.at
Projektpartner Wohnen am Auhof, 1130 Wien
Bauherr: Handler Holding GmbH
Architektur: BEHF Architects
Totalunternehmer: Handler Bau GmbH