Andreasgasse 9, Wien VII.

Neue Arbeitswelt in historischem Kern

 

Inmitten einer an die pulsierende Mariahilfer Straße angrenzenden Schutzzone, vis-á-vis des Andreasparks, entstand im Zuge der Erweiterung der Firmenzentrale der Sozialbau AG aus einem abbruchreifen historischen Bestand ein innovatives Bürogebäude. In Balance zwischen baulichem Erbe und modernsten Ansprüchen, verbunden mit dem Thema der sozialen und gestalterischen Interaktion, fungiert das Gebäude im Innen- und Außenbereich als herausragendes Beispiel einer übergreifenden Revitalisierung mit dem Ergebnis zeitgemäßer Büroräumlichkeiten.

 

Integration in der Schutzzone

 

Das markante historische Wohnhaus Andreasgasse 9, das sich in einer Sichtachse der Richtergasse befindet, wurde zu einem Bürohaus umgebaut und hofseitig durch einen Neubau ergänzt. Der Straßentrakt blieb als relevanter Bestandteil des vorgründerzeitlichen Ensembleteils bis zur Mittelmauer erhalten. Durch Zurückstaffelung wurden die beiden Neubautrakte sowohl zum benachbarten Hofmobiliendepot als auch zum strassenseitigen Andreaspark hin dezent in den Maßstab des historischen Bestands eingefügt. Erst aus der Distanz vermag man die eindrucksvolle Kubatur wahrzunehmen, die mit der bereits dicht bebauten Umgebung optisch verschmilzt. Da sich das Ensemble auch in der Dachlandschaft abbildet, lassen vorgelagerte, fixe Sonnenschutz-Lamellen in der Farbe der umgebenden Dächer sowie Pflanzregale vor der verglasten Fassade des Dachgeschoßes den Dachausbau optisch in den Hintergrund treten.

 

Konstruktionsplanung

 

Der Bestand wurde zur Gänze in die Tragstruktur des L-förmigen Neubaus integriert. Die vorhandenen Tramdecken wurden zur Ertüchtigung, zur Verbesserung des Schallschutzes und zur Stabilisierung zu Holz-Beton-Verbunddecken umgeplant. Neben der üblichen Herausforderung einer Baulückenverbauung mit Unterfangungsmaßnahmen der Nachbargebäude wurde die Bauführung durch die wegen des Bestands eingeschränkte Zufahrtsmöglichkeit erschwert. All diese Probleme konnten von der mit diesen Planungsaufgaben betrauten Harrer & Harrer ZT GmbH mit Standorten in Krems und Wien gemeinsam mit der ausführenden Baufirma zur Zufriedenheit des Auftraggebers gelöst werden. Weiters stellte sich das zwar im Vorfeld untersuchte und begutachtete Bestandsmauerwerk als sehr heterogen heraus, wodurch es vieler rascher Beurteilungen und Festlegung von notwendigen Maßnahmen bedurfte.

Die PKW-Abstellplätze im Untergeschoß werden über die Garage des nördlichen Nachbargebäudes erschlossen. Diese neue Zufahrtsöffnung musste auch tragwerksplanerisch bearbeitet werden, wofür planerisch ebenfalls die Harrer & Harrer ZT GmbH verantwortlich zeichnet. Die Stahl-Holz-Konstruktion für den zweigeschoßigen Dachausbau und die Stahlkonstruktion für die vorgelagerten Sonnenschutzlamellen inklusive Pflanztröge bedurften vieler konstruktiver Überlegungen.

 

Beschattung und urbanes Grün

 

Um der sommerlichen Überhitzung entgegenzuwirken, werden die großzügigen Dachflächenfenster und die raumhohen Glasfassaden des Dachgeschoßes durch eine vorgelagerte Lamellenstruktur bei optimaler Durchsicht bestens beschattet. Die einzelnen Bahnen sind zusätzlich als Pflanztröge ausgebildet, um zur Vegetationszeit das Mikroklima zu verbessern. Der Zwischenraum zwischen Glasfassade und Lamellen kann begangen und als Loggia benutzt werden. An der Straßenseite wird die Fuge zwischen Schrägdach und Dachaufbau zur Terrasse und dient als

Ort der Erholung ebenso wie als Arbeits- und Besprechungsbereich im Freien. Im kleinen Innenhof im Erdgeschoß wurde die freigelegte Feuermauer des nördlichen Nachbargebäudes begrünt.

 

Soziale Interaktion

 

Raumhohe Verglasungen und insgesamt drei direkte Zugänge fördern von der Straßenseite her eine aktive Erdgeschoßzone. Vom mittig liegenden Haupteingang kommend, wird der Blick durch den Eingangsbereich in den grünen Innenhof und in den als Caféteria gestalteten Sozialbereich gelenkt. Der Empfang und die Sozialzone, die als Treffpunkt, Pausenzone und Raum für informelle Besprechungen genutzt wird, liegen direkt angrenzend an den Eingangsbereich und unterstützen die Vernetzung der Mitarbeiter*innen. Die sich jeweils über zwei Geschoße erstreckenden Büroabteilungen werden über Deckenöffnungen, Treppen, Gale-rien und durch gezielte Bepflanzungen miteinander verbunden. Diese geschoßübergreifende Gestaltung unterstützt die Zusammenarbeit und Verbundenheit der gesamten Abteilung.

 

Raum und Struktur, Farben und Materialien

 

Durch flexible Bausteine der reversiblen Bürostruktur können die Räumlichkeiten den Bedürfnissen und Ansprüchen zukunftsfähig und nachhaltig angepasst werden: In jeder zweiten bis vierten Fensterachse befinden sich haustechnisch ansteuerbare Fixachsen für mögliche Wandstellungen. Dies ermöglicht unterschiedliche Bürokonzepte, von offenen Gruppenbereichen zu kompakten Arbeitsräumen. Die Oberflächen im konzentrierten Arbeitsbereich werden zurückhaltend in Schwarz, Weiß und Grau gehalten. Haptisch und geistig anregende Kommunikations- und Begegnungsbereiche in der Mittelzone werden von lebendigen Farben angezeigt und heben sich an Formen, Farben und Materialien als Kontrapunkt zum Bürolayout ab: Flauschiger Teppich, Kies, wiederverwendete Dippelbäume als Bodenbelag und Begrünung zonieren multifunktionale Interaktionsräume. 

Quellen: 

RATAPLAN – Architektur ZT GmbH

    Harrer & Harrer ZT GmbH 

 

Fotos:

© Anna Stöcher für RATAPLAN – Architektur ZT GmbH

Projektpartner Andreasgasse 9, 1070 Wien

 

Bauherr: Sozialbau AG

Planung: RATAPLAN – Architektur ZT GmbH

Bauphysik: Dipl.-Ing. Astrid Laubenstein

Tragwerksplanung: Harrer & Harrer ZT GmbH

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