Berggasse 35, Wien IX.
Im Herzen des Servitenviertels
Die Berggasse 35 ist ein historischer Ort der Verbindungen. Nach Plänen von Franz von Neumann wurde hier im Jahr 1898 die Centrale II des Staatstelephons, ein Vermittlungsamt, errichtet.
Der gesamte Altbau mit seinen wunderschönen Stiegenhäusern, der imposanten Grand Etage, dem weithin sichtbaren Turm, mit seinem Innenhof und seiner markanten Fassade erfuhr eine Aufwertung durch stilvolle Ergänzungen, beispielsweise durch einen Dachausbau, durch die Anlage von Terrassen, die Entwicklung moderner Wohneinheiten mit hochwertigster Ausstattung, durch die Implementierung einer technisch anspruchsvollen, den vorhandenen Platz ideal ausnutzenden Garage, durch die innenhofseitige Begrünung mit schattenspendenden und klimawirksamen Pflanzen etc.
Über ein Jahrhundert nach Errichtung der Centrale II feiert der Immobi-lienentwickler Stix und Partner Franz von Neumanns Erbe, indem er mit einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Baukultur auf den geschichtlichen Kontext und die lokale Stadtlandschaft reagiert.
In bester Lage, im Herzen des Servitenviertels, verkörpert die Berggasse 35 heute einen Ort, an dem man sich gefühlsmäßig schon lange wie zu Hause fühlt.
Beseelte Räume
Anfang des 20. Jahrhunderts konnte ein Gesprächspartner nur über das Vermittlungsamt erreicht werden. Da es in Wien bereits 1928 über 100.000 Teilnehmer gab, wurde hier ein spezifisch wienerisches Wählsystem entwickelt: eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen, die später im Zuge der Internationalisierung aufgegeben werden musste.
„Die Wiener Eigenart wurde zu unserer Leitidee, denn Gestaltung trägt Verantwortung“, betont Reinhard Stix. Und weiter: „Das Gebäudeinnere bildet heute einen zarten Kontrapunkt zur gewichtigen Außenseite, sorgt für Wärme im kleineren, menschlichen Maßstab.“
Die Räume reflektieren den raffinierten Ansatz der Architekten Holzbauer und Partner. Eine zeitlos hochwertige Materialpalette sorgt für großartige Wohnatmosphäre und -qualität. „Die besonderen planerischen Herausforderungen beim Umbau der ehemaligen Telefon Centrale II im Wiener Servitenviertel lagen in der Transformation der ehemaligen, imposanten Telefonvermittlungs-Säle in einzigartige Lofts sowie im ‚Aufsetzen‘ einer neuen Dachlandschaft mit Rekonstruktion des historischen Eckturms bzw. in der Wiederbelebung und Integration der Turmuhr in das neue Ambiente.Unter Wahrung, Adaptierung und Betonung der historischen Substanz wurden exklusive Stadtwohnungen im Altbau und großzügige Dachgeschoßwohnungen mit zeitgemäßer Formensprache und Materialität eingefügt. So entstand im Zusammenspiel des klassischen Ringstraßenstils und der Moderne ein stimmiges, elegantes Ganzes“, betont Architekt Fritz Kaufmann von Holzbauer & Partner Architekten.
Eine historische Bausubstanz im innerstädtischen Bereich einer zeitgemäßen Nutzung zuzu-führen und dabei den Charme des Alters zu erhalten, war die signifikante Herausforderung dieses Bauvorhabens. Der Projektleiter des bauausführenden Unternehmens, Ing. Gerfried Tamerler, resümiert: „Mit innovativen technischen Lösungen, einem engagierten Teamspirit aller Beteiligten und der Bereitschaft, lösungsorientiert die Kundenwünsche im exklusiven Wohnbereich zu erfüllen, wurde eine eindrucksvolle Umsetzung gemeistert.“
Dazu braucht es kompetente Planung, eine fachkundige Projektsteuerung und ausführende Firmen, die die Wünsche des Auftraggebers in hoher Qualität durch den Einsatz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter garantieren – und einen
Auftraggeber, der diesen Einsatz bereits während der Projektabwicklung anerkennend schätzt.
Grünraum: East meets West
Grün in die Stadt zu bringen, ist das Gebot der Stunde. Diesem „Erfordernis“ wird auch beim Projekt Berggasse 35 entsprochen. Gartenarchitekt Bernhard Kramer weist auf die Besonderheiten hin: „Es war uns wichtig, der Tradition des Servitenviertels gerecht zu werden, aber dem Projekt gleichzeitig auch internationales Flair zu verleihen. Die Innenhofsituation zeigt einen japanischen Garten, wobei mit traditionellen Einflüssen gespielt wird, Thema ist East meets West.“
Es werde Licht
Die Qualität des Ganzen wird maßgeblich von der Qualität im Detail bestimmt. So ein Detail stellt beispielsweise das Licht- und Beleuchtungskonzept dar. Verantwortlich dafür zeichnet ein Wiener Planungsbüro, dessen Geschäftsführerin, Elisabeth Csernohorsky, die Lösungsansätze wie folgt erörtert: „Dieses imposante Gründerzeithaus in der Berggasse 35 bringt für diese Zeit spezifische Elemente mit. Es gibt starke Strukturierungen in der Architektur durch Kassetten an den Wänden, Stürze, hohe Decken, imposante Stiegenhäuser mit viel freier Kubatur. Wir haben uns darauf verständigt, mit möglichst unauffälligen Leuchten eine dynamische, verspielte Leuchtenplatzierung vorzunehmen, die einen Gegenpol zum vorhandenen Charakter des Hauses schafft. Die Leuchten selbst treten in den Hintergrund – nur durch deren geschickte Anordnung entsteht ein grafisches Muster indirekten Lichts an den Wänden. So werden alle Allgemeinflächen blendfrei, wohnlich und charmant beleuchtet. Die von uns für dieses Haus entworfenen Lichtskulpturen in den Stiegenspindeln sind für ein Wohnhaus dieser Größe ungewöhnlich, doch auch diese wirken leicht und verspielt, fast privat. Technologisch ist dies alles problemlos in neuester LED-Technologie machbar ...“.
Mit der Zeit gehen
Ein besonderes Kleinod innerhalb des großen Ganzen stellt die Turmuhr dar, die unterhalb des Turms in das Objekt implementiert werden wollte. Günther Köstner, der diese Spezialaufgabe tadellos umzusetzen wusste, resümiert: „Für mich als Uhrmachermeister, der hauptsächlich mit Turmuhren an Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden, wie beispielsweise Rathäuser, Gemeindeämtern, Schulen etc., beschäftigt ist, war es eine völlig neue Erfahrung, eine komplette Turmuhr in einen Wohnraum zu integrieren. Dies erforderte eine adaptive Herangehensweise, da die gesamte Technik so konzipiert werden musste, dass von innen und außen eine perfekte Ansicht gegeben ist. Die sich ändernden baulichen Vorgaben und Erfordernisse verlangten eine flexible, lösungsorientierte Gestaltung. Das fertiggestellte Werk erfüllt jedoch sämtliche Ansprüche bis ins kleinste Detail.“
Markanter Turmbau
Das berühmte „Tüpfelchen auf dem i“ stellt beim Projekt Berggasse 35 der Ausbau des Dachgeschoßes mit dem markanten Eckturm dar. Auch das ein Detail, das – im Gegensatz zur Lichtplanung – nach außen hin weithin sichtbare Akzente setzt. Dabei ist hier auf eine Wechselwirkung aufmerksam zu machen, die ihresgleichen sucht: Denn es ist einerseits der neue Turm, der ins Auge sticht, andererseits die beeindruckende Aussicht, die von der Dachlandschaft des Objekts über „ganz Wien“ und darüber hinaus genossen werden kann.
Für den Dach- und Turmbau zu Wien sicherte sich der Generalunternehmer die Dienste einer kundigen Fachspenglerei aus Ebreichsdorf, NÖ, die ganze Arbeit geleistet hat, wie der Geschäftsführer des Familienbetriebs, Gerhard Gludowatz, betont: „Eine der reizvollsten Aufgaben im Spenglergewerbe ist zweifelsohne die Revitalisierung alter Gebäude. So wie auch bei diesem Objekt lassen wir Dächer und Fassaden in altem und neuem Glanz erstrahlen. Alt in der behutsamen, stilistischen Anpassung unter Beachtung der Vorgaben des Bauherrn, Architekten und Denkmalschutzes, neu in Bezug auf Materialien und Technik. Eine Kombination, die perfekt ist für schöne, alte Gebäude. Ein Highlight war hier definitiv der kuppelförmige Turm, den wir mit eigens für diese Baustelle angefertigten Kleinsegmenten eingedeckt haben, um der einzigartigen Erscheinung gerecht zu werden. Sehr anspruchsvoll in der Durchführung war aber auch die Instandsetzung der verschiedenen Gesimse mit unterschiedlichen Zierelementen und Einfassungen.Die Arbeiten wurden in Zinktitan mit hohem Qualitätsanspruch und unter Berücksichtigung der Verarbeitungsrichtlinien der Firma Rheinzink ausgeführt.“
Fotos:© AnnABlaU / Stix und Partner
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