Pfarrkirche St. Karl Borromäus

Portikusanlage der Wiener Karlskirche saniert

 

Die Karlskirche ist das bedeutendste sakrale Bauwerk des Barock in Wien, Johann Bernhard Fischers von Erlach letzter Kirchenbau und zugleich sein sakrales Hauptwerk.
15 Stufen über dem Niveau des Vorplatzes befindet sich als zentraler Eingangsbereich ein weit vortretender, in antikisierenden Formen gehaltener, fünfachsiger Säulenportikus mit bekrönendem Dreiecksgiebel. Auf dem Fries des tempelartigen Vorbaus ist die Widmungsinschrift der Kirche zu lesen: „Vota mea reddam in conspectu timentium Deum“ / „Ich will mein Gelöbnis erfüllen vor denen, die Gott fürchten“ (Altes Testament, Psalm XXI).
All dies stand im Fokus der 2015 durchgeführten Sanierungsarbeiten. Diese umfassten die Stein- und Stuckteile in der Mitte der Hauptschaufront der Karlskirche: Dazu gehören der Säulenvorbau im Eingangsbereich der Kirche mit dem darüberliegenden Giebel, den ein Relief ziert, die am Giebel situierten Figuren, die darüber befindliche Attikabalustrade sowie die konkav einschwingenden, zu den Seitenpavillons überleitenden Bauteile samt Fensterrahmungen, Gesimse und dergleichen mehr. Die Kassettendecke mit Stuckrosetten im Bereich der Untersicht des Portikus war ebenfalls Bestandteil der jüngsten Restaurierung.
Sämtliche Arbeitsschritte erfolgten in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber, dem Bauamt der Erzdiözese Wien sowie dem Verein der Freunde und Gönner der Wiener Karlskirche, sowie mit dem Bundesdenkmalamt, Konservatorat Wien.

Zier- und Architekturteile aus Stein

Für die architektonischen (z. B. Rundsäulen), ornamentalen (z. B. Kapitelle, Blattwerkfries) und figuralen (z. B. Giebelrelief) Zier- und Gliederungselemente aus Naturstein im Bereich des Portikus, der seitlich anschließenden Fassadenteile und der darüberliegenden Attikabalustrade wurde St. Margarethener, Zogelsdorfer und Eggenburger Kalksandstein verwendet. Die gesamte Bauplastik war ursprünglich mit weißer Ölfarbe (Venediger Bleiweiß) überzogen, Reste dieses Anstrichs fanden sich vereinzelt noch in den Vertiefungen. Der Fassadenbereich inklusive der Figuren war bereits mehrfach überarbeitet worden. Davon zeugten zahlreiche Kittungen und großflächige Ergänzungen verschiedenen Datums,die mit ästhetisch und materialtechnisch unpassenden Mörtelmassen ausgeführt wurden und bereits zu Folgeschäden geführt hatten, wie beispielsweise mürbes und versalztes Steinmaterial im Anschlussbereich der zu harten und dichten Ergänzungen.
Die Letztfassung war mit einem Mineralfarbanstrich erfolgt, der jedoch bereits großflächig abgewittert war. Die Steinteile waren somit über Jahre hinweg ungeschützt der Witterung ausgesetzt.

Restauratorische und konservatorische Maßnahmen

Die festgestellten Schäden unterschiedlichsten Ursprungs zogen komplexe, umfangreiche und individuell gestaltete Restaurierungs-arbeiten nach sich.
Als vornehmliches Ziel der Restaurierung stand die Erhaltung des ursprünglichen Gesamteindrucks des in den letzten Jahrzehnten stark in Mitleidenschaft gezogenen Fassadenabschnitts bzw. in den stark zu überarbeitenden Bereichen deren Wiederherstellung im Fokus. Statisch bedenkliche Zier- und Architekturteile mussten wegen der drohenden Absturzgefahr abgenommen und durch neue Guss- bzw. Steinteile aus adäquaten Materialien mit statisch ausreichenden, nicht rostenden Befestigungen ersetzt werden.
Alte, unsachgemäß ausgeführte Ergänzungen und Überschmierungen mit Mörteln auf Zement- und/oder Polyesterharzbasis sowie materialtechnisch unpassende Anstriche galt es bereits im Vorfeld der Arbeiten zu entfernen. Schädigende Schmutz- und Sinterkrusten sowie biogener Bewuchs wurden durch eine dem jeweiligen Untergrund angepasste, substanzschonende Reinigung mit Wasser und Mikrosandstrahl sowie auch manuell entfernt. Geschwächte Steinbereiche erfuhren eine sorgfältige Konsolidierung.
Fehlende und schadhafte Architekturteile – Teile der Fensterrahmungen, Postamente oder Gesimse – wurden durch Vierungen aus Naturstein ergänzt. Kunststeingüsse ersetzen fehlende und schadhafte Rosetten im Bereich der Kassettendecke der Vorhalle sowie fehlende und schadhafte Baluster auf der Attika. Die Befestigungselemente aus Metall wurden größtenteils durch neue Armierungen aus Nirostastahl ersetzt, um Folgeschäden am Stein zu vermeiden. Kleinere Fehlstellen, Fugen sowie oberflächenreduzierte Steinbereiche wurden mit an den Bestand angepassten Kunststeinmörtelmassen geschlossen bzw. ausgebessert. Bildhauerische Ergänzungen an den Figuren (Finger, Teile der Draperie etc.) wurden in armiertem Kunststein ausgeführt, wobei die Rekonstruktion immer unter Zuhilfenahme von Vorlagen unterschiedlicher Art, z. B. Pläne, Abbildungen, historische Fotos, erfolgt ist.
Weiters wurden im Bereich der gesamten Fassade vorbeugende Maßnahmen gegen Umwelteinflüsse gesetzt. Dazu zählen Schutzüberzüge in Form von Kalk-lasuren und -schlämmen sowie die abschließende Hydrophobierung an besonders exponierten Teilen (Gesimse, Kapitelle, Figuren etc.), aber auch Überdachungen im Bereich exponierter Fassadenteile und Maßnahmen zur Taubenabwehr. Alle Schritte erfolgten in Rücksichtnahme auf das Erscheinungsbild und auf den Alterswert des Denkmals.

 

Quelle Text und Fotos:

Restaurierung und Konservierung Mag. Klaus Wedenig & Team

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