Schloss Eckartsau der ÖBf
Jubiläumsjahr wird in sanierten Gemäuern begangen

 

Als der böhmische Hofkanzler Franz Ferdinand Graf Kinsky 1720 die Herrschaft Eckartsau erworben hatte, befand sich im Bereich des heutigen Schlosses noch ein vierflügeliges, auf Piloten errichtetes Wasserschloss. Kinsky beauftragte 1722 den kaiserlichen Maurermeister Christian Alexander Oedtl mit der Modernisierung der Anlage. Auf ihn geht vor allem die neue Schlosskapelle zurück. Zwischen 1730 und 1732 wurde der Westtrakt des Schlosses nach Plänen von Josef Emanuel Fischer von Erlach als Corps de Logis erneuert. Keine dreißig Jahre später verkaufte der Bruder und Erbe des Bauherrn, Josef Maximilian Graf Kinsky, Eckartsau an Franz Stephan von Lothringen, der das Gebäude durch Hofarchitekt Franz Anton Hillebrand renovieren ließ. Nach einer wechselhaften Geschichte blühte das Schloss unter Erzherzog Franz Ferdinand wieder auf. Er ließ es 1897/98 zu seinem Jagd- und Landsitz ausbauen und den großen Park neu anlegen.

Bedeutsames Jubiläum
 
Auf Schloss Eckartsau wird mit einer aktuellen Sonderausstellung einem bedeutsamen Ereignis gedacht, das vor exakt 100 Jahren stattfand. Nachdem Kaiser Karl im November 1918 auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte verzichtet hatte und in Österreich die Republik ausgerufen worden war, zog er sich nach Eckartsau zurück, wo er seine letzten Monate in Österreich verbrachte.


Am 23. März 1919 verließ er mit seiner Familie Schloss Eckartsau und Österreich für immer. Das Schloss fiel in der Folge an den Kriegsgeschädigtenfonds und nach dem Zweiten Weltkrieg an die Österreichischen Bundesforste. Bis 1947 war es von russischen Soldaten bewohnt. Die Verwüstungen der unmittelbaren Nachkriegszeit sind längst behoben. Die mustergültig restaurierten Repräsentationsräume können für Hochzeiten und andere Veranstaltungen gemietet werden.


Einer, der sich seit vielen Jahren intensiv mit der Revitalisierung von Schloss Eckartsau beschäftigt, ist Bauherrnvertreter Erich Werger vom Nationalparkbetrieb Donau-Auen der Österreichischen Bundesforste. altbauneu konnte mit ihm ausführlich über die aktuellen Sanierungstätigkeiten sprechen.

Permanente Renovierung
 
„Renovierungsarbeiten“, so Erich Werger, „finden auf Schloss Eckartsau ständig statt. Seit Beginn des neuen Jahrtausends konzentrieren sich die Tätigkeiten jedoch weniger auf‘s Interieur als viel mehr auf das Gebäude selbst.“
Als Beispiele führt Werger zahlreiche Aktivitäten aus den vergangenen zwei Jahrzehnten an.


• Die unter Franz Ferdinand um 1890 im Stil des Neobarock hergerichteten Zimmer im südwestlich gelegenen Bereich des Erdgeschoßes wurden auf den damaligen Zustand gebracht. Dazu wurde der Parkettboden herausgelöst, die vorhandene Schüttung aus Bauschutt entfernt, eine neue Schüttung aus Blähton aufgebracht, eine neue Unterkonstruktion hergestellt und mit den verwendbaren, alten Parketttafeln wieder belegt. Der Fehlbestand wurde nach den alten Mustern neu angefertigt.
Die Lambrisen, im Bereich der Außenmauern durch die Feuchtigkeit bis auf Papierstärke vermodert, wurden erneuert, entlang der Innenwände nur gefestigt, gereinigt und wieder montiert.
Die Textiltapeten wurden nach den noch vorhandenen alten Mustern nachgewebt und auf Spannrahmen neu aufgebracht.
Stuck, barocker Putzstuck und Nachbildungen in Gips wurden gereinigt, gefestigt, ergänzt und neu beschichtet.


• Die Verblechung am Dach und an den Gauben musste gründlich überarbeitet und mit einem elastischen Anstrich versehen werden.


• Unter anderem in punkto Revitalisierung erfahren und kompetent, sanierte PITTEL+BRAUSEWETTER unter Aufsicht des BDA sämtliche historischen Fassaden in adäquater Kalkputztechnik – in Summe rund 4.500 m2. Die Fassade wurde gereinigt und die alte Kunststoffbeschichtung abgenommen. In der Folge wurde die ursprünglich gelbe Fassadenbeschichtung, wie unter Franz Ferdinand 1910 befundet, wiederhergestellt.
Die von Lorenzo Matielli geschaffene Figurengruppe mit Jagdgöttin Diana am Mittelrisalit der Westseite wurde mit einem Laserscanner 3D-vermessen, die Fehlstellen ausgebessert, die Fugen gefestigt und neu beschichtet.

PITTEL+BRAUSEWETTER führte rund um das kaiserliche Jagdschloss und im Bereich des Innenhofs auch Drainagierungsarbeiten im Ausmaß von rund 500 lfm und mit 2.500 m3 Erdaushub durch, im Zuge derer die erdberührenden Kellerwände trockengelegt und neu abgedichtet wurden. Zu diesem Zweck wurden die Grundmauern freigelegt, gereinigt und nach einigen Wochen Trocknungszeit mit einer Dichtschlämme und horizontalen Perimeterwänden gegen eindringendes Oberflächenwasser abgedichtet. Die Horizontalisolierung erfolgte durch Verpressung mit Kunstharzinjektionen auf Höhe des Fußbodens im Erdgeschoß. Durch diese Vorgehensweise können die Kellerwände die aufsteigende Erdfeuchte weiterhin diffundieren.
Der im Sockelbereich in den 1970er-Jahren angebrachte Zementputz wurde abgeschlagen, das Ziegelmauerwerk gereinigt und mit Kalkputz neu beschichtet. Im Innenhof wurde der hinterlüftete Steinsockel wiederhergestellt.


• Im Zuge einer Neuordnung wurden Büroräumlichkeiten der Nationalparkverwaltung verlegt und um ein nach Plänen des Architekten DI Christian Wöhrer, Wien, errichtetes, modernes Besucherzentrum samt einladendem Café und

adäquaten Ausstellungsräumlichkeiten ergänzt. Wöhrer zeichnete dabei auch für die Möblierung des Café-Bereichs verantwortlich.


•  Zuletzt wurden Entrée samt Freitreppe im Westteil renoviert. Dazu wurden versalzte Putzteile entfernt und durch Kalkputz ergänzt, etwas bessere Stellen mit Kompressen entsalzt. Die Oberflächenbeschichtung wurde feucht abgenommen und mit weißer Leimfarbe wieder aufgetragen. Die Steinflächen wurden gereinigt, rezente Ergänzungen restauriert. Die Fehlstellen im Stuck wurden ergänzt, lose Teile verfestigt. Das Roettiers-Fresko erfuhr eine Reinigung, lose Teile wurden verfestigt und die Malerei ergänzt.


Entworfen von Fischer von Erlach d. J. repräsentieren diese Bereiche von Schloss Eckartsau barocke Pracht vom Feinsten.


In Summe wurden in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 4 Millionen Euro in die Sanierung von Schloss Eckartsau investiert.

Fotos: © Österreichische Bundesforste / Christoph Panzer

Projektpartner Schloss Eckartsau

Bauherr: Österreichische Bundesforste

Bauausführung: Pittel & Brausewetter

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