Kalvarienberg Neusiedl / See
... dem Himmel ein gutes Stück näher

Er hat es sich wahrlich nicht verdient, immer wieder – zuletzt vor knapp eineinhalb Jahren – Schauplatz von Vandalismus zu werden: der historische Kalvarienberg in Neusiedl am See. Mit seinen zwölf neogotischen Bildstöcken, zweier Kapellen und der Kreuzigungsgruppe ist er ein weithin sichtbares Wahrzeichen der nördlichsten Bezirkshauptstadt des Burgenlands, Neusiedl am See.

Paul Schmückl stiftete das extrovertiert liegende, von den Neusiedlerinnen und Neusiedlern gern besuchte Kleinod anno 1871. Der mit den Restaurierungsarbeiten an den Kreuzwegstationen betraute Mag. Klaus Wedenig, Inhaber der denkmalpflege G.M.B.H. sowie der Restoration Company GmbH, weiß natürlich genaueres zu berichten: „Die zwölf Reliefs der Kreuzwegstationen mit profilierten bzw. ornamentierten Rahmungen und darüber befindlichen Inschrifttafeln bestehen aus feinem Leithakalk-Sandstein vom Typ Breitenbrunn. Über eine monochrome Grundierung wurde eine polychrome Ölfassung aufgebracht.

Die ursprüngliche Ölfassung aus den 1870er Jahren wurde bereits mehrmals überarbeitet und retuschiert, letztmalig vermutlich 1987, als großflächige Übermalungen mit Acrylfarben durchgeführt wurden. Besonders an den Rahmungen und dem vergoldeten Hintergrund ist die bereits großteils verwitterte Übermalung erkennbar. 

Bei der Besichtigung der Relieftafeln fiel auf, dass an den Bildhauerarbeiten mehrere Bildhauer beteiligt waren. Dies zeigt sich an der unterschiedlichen Ausarbeitung der Figuren. Die ursprüngliche Farbfassung wurde jedoch in einem Zug durchgeführt. Aufgrund der mehrmaligen Überarbeitungen und späteren Farbaufträge ist die ursprüngliche Fassung und Vergoldung noch partiell – stellenweise bis zu 70 % – vorhanden. 

Teilweise sind die Oberflächen verwittert, feucht und salzbelastet. Kleinere Kantenbestoßungen und geringe Fehlstellen sind erkennbar. An einigen Oberflächen war Moos-, Algen- und Flechtenbewuchs vorhanden. Die ursprüngliche Malerei und die darüberliegenden Retuschen waren durch Feuchte-, Frost-, Tau- und Witterungseinwirkung geschädigt.“

 

Befundung, Reinigung & Co.

 

Den Beginn der Arbeiten bildete die restauratorische Befundung vor Ort sowie die fotografische Dokumentation der Schadensbilder. Nach entsprechenden Vorbereitungsarbeiten konnte mit der Reinigung der Objekte begonnen werden. Die Reinigung und Abnahme der zuletzt aufgebrachten Acrylfarbe erfolgte mittels Lösemittel (Aceton) und einer schonenden Nachreinigung mittels Mikrodampfstrahlgerät. Einzelne Partien wurden mit kleinen Bürsten und Skalpell manuell abgenommen. Die darunterliegenden Ölfarbenübermalungen wurden mit einem Abbeizmittel angeweicht, mit Wattestäbchen sorgfältig abgenommen und sodann mittels Wasserspülung neutralisiert. Die Reinigung der versinterten Steinlaibung erfolgte mittels eines Mikrosandstrahlgeräts unter Verwendung von feinem Calzitpudermehl als Strahlmittel. Salzbelastete Teile erfuhren eine dreifache Entsalzung durch den Einsatz von Zellstoffkompressen (Arbocel 1000). Um weiteren Schäden durch Mikroorganismen vorzubeugen, wurden alle betroffenen Oberflächen einer dreimaligen bioziden Behandlung mit Antimoos, verdünnt in Wasser (1:15), unterzogen. Nach jeweils eintägiger Einwirkzeit wurde mit klarem Wasser neutralisiert. Bewuchsreste wurden mit weichen Nylon- oder Naturfaserbürsten entfernt.

Das Festigen der freigelegten, ursprünglichen Fassung erfolgte mittels „Alkohol-Retuschierfirnis glänzend“ (Firma Schmincke). Der Auftrag erfolgte je nach Verwitterungsgrad zwei- bis dreimalig. Die Festigung loser bzw. absandender Steinpartien erfolgte punktuell mit Kieselsäureester (Funcosil 100, Firma Remmers) durch ein bis zweimalige Behandlung. Das Ergänzen von kleineren Kantenbestoßungen, Abbrüchen und Fehlstellen erfolgte mit angepassten mineralischen Steinergänzungsmassen. Die harten, zementhaltigen Fugen wurden vorsichtig entfernt und durch Kalkmörtelfugen ersetzt.

Eine Grundierung und Ebnung des verwitterten Untergrunds erfolgte mit feinkörniger Kalksteinmehlschlämme, die in der Pigmentierung dem vorhandenen Stein angepasst wurde. Vor der Retusche mit Ölfarben wurden die geschlämmten Oberflächen partiell mit Leinölfirnis grundiert, am verzierten Rahmen wurde eine Grundierung mittels einer Hydrophobierung (Funcosil SNL, Fa. Remmers), durchgeführt. Die farbigen Retuschen erfolgten analog dem ursprünglichen Bestand polychrom mit Ölfarben. Die Retuschen wurden in Tratteggiotechnik ausgeführt, beim Relief am Rahmen erfolgte eine vollflächige Rekonstruktion des sichtbaren ursprünglichen und teilweise vermuteten Bestands.

Die Architekturteile der Bildstöcke wurden von der Steinmetzfirma Hummel saniert und mit einer Kalkschlämme grundiert. Abschließend wurden vom Restaurator die Steinoberflächen mit unterschiedlichen, den Baustein imitierenden Kalklasuren gestrichen.

Um die stark bewitterten Partien vor Durchnässung zu schützen, wurden die Verdachungen und die Rückseiten der Bildstöcke mit einer Hydrophobierung (Funcosil SNL, Fa. Remmers) versehen.

Die freigelegte, ursprüngliche Hintergrundvergoldung wurde nach der Festigung mit einer farblich angepassten Ölgrundierung versehen und Fehlstellen mittels farblich angepasstem Blattgold neu vergoldet. Danach erfolgte eine teilweise Rekonstruktion des ursprünglichen Gitterzierrats. Der Schlussfirnisauftrag erfolgte mittels Matt-Film (Aerospray, Fa. Schmincke), mehrmals übereinander aufgesprüht.

Die Metallgitter aus der Nachkriegszeit wurden abgenommen, mit schonendem Trockeneisstrahlverfahren gereinigt, partiell saniert  – Nieten und Schweißnähte angebracht – sowie je nach Befund mit Kunstharzfarben rostschutzgrundiert und schwarz gestrichen.    

Quelle: Dokumentation Mag. Klaus Wedenig 

Fotos:  Mag. Klaus Wedenig / Mag. Masahiro Moriguchi, Obmann OAR Franz Renghofer

Projektpartner Kalvarienberg Neusiedl am See

 

Bauherr: Verein Freunde des Kalvarienbergs, Obmann OAR Franz Renghofer

Restaurator Kreuzweg: Mag. Klaus Wedenig

Restaurator Statuen: Bildhauer Mag. Franz Gyolcs

 

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