U6: Otto Wagner-Stationen

Wiener Verkehrsdenkmale werden aufwendig saniert

 

Bis zur Eröffnung der U1-Verlängerung im Herbst 2017 war die U6 mit einer Länge von 17,34 km über viele Jahre die längste U-Bahn-Linie Wiens. Besonders qualitätsvoll und daher auch denkmalgeschützt sind die  vom Wiener Kunsttheoretiker, Stadtplaner und Architekten Otto Wagner Ende des 19. Jahrhunderts entworfenen Stadtbahn (heute U6)-Stationen. Zu ihnen zählen u.a. die Stationen Burggasse, Josefstädter Straße, Alser Straße, Währinger Straße und Nußdorfer Straße. Bis 2020 soll deren Generalsanierung, die bereits seit Sommer 2011 läuft, abgeschlossen sein.


Sämtliche Arbeiten an diesen „Visitenkarten des öffentlichen Verkehrs“ (Zitat: Geschäftsführer Günter Steinbauer, Wiener Linien) werden in enger Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt. Das bringt natürlich Beschränkungen mit sich, sowohl hinsichtlich Bauweise als auch Materialwahl. Dafür behalten die Gebäude weitestgehend ihre Charakteristik und Authentizität.  

Station Josefstädter Straße

Im Sommer 2011 begann das langfristig angelegte Unterfangen namens Generalsanierung U6 mit der Station Josefstädter Straße. In einem ersten Schritt wurden die Bahnsteige, das innere Mauerwerk, speziell die Bahnsteigdecken und die Stationshalle saniert. In den genannten Bereichen sorgen nun Wärmedämmung und Feuchtigkeitsisolierung dafür, das Mauerschäden langfristig hintangehalten werden können. Die Bahnsteige selbst und die Stiegenaufgänge erhielten neue Fliesenböden inklusive Blindenleitsystem. Auch das undicht gewordene Mauerwerk zwischen Bahnsteig und Gleisbett wurde komplett erneuert. Abschließend galt es, die Fassade inklusive Fenster etc. instand zu setzen. Die Fassadensanierung dauerte bis ins Jahr 2013 hinein. Natürlich wurde die Station auch eisenbahntechnisch auf denn neuesten Stand gebracht.

Station Burggasse

Mehr als 110 Jahre hat auch die Station Burggasse bereits „am Buckel“. Ihre Generalsanierung begann im Sommer 2013. Die durchgeführten Arbeiten ähnelten prinzipiell jenen an der Station Josefstädterstraße, wobei hier die detailgetreue Instandsetzung des Stationsgebäudes unter Erhaltung der originalen Bausubstanz besonders im Fokus stand.

 

Station Alserstraße

Ende Juni 2014 begann die umfangreiche Sanierung der Station Alserstraße. Nach Abschluss der Arbeiten offiziell zum Verkehrsdenkmal geadelt, wurde die Station Alserstraße quasi zum Aushängeschild der gesamten Generalsanierung U6.
Dieses gut 115 Jahre alte Stationsgebäude wurde in einem Zeitraum von zwei Jahren von Kopf bis Fuß saniert und den Anforderungen des täglichen U-Bahn-Betriebs angepasst. Dabei wurden nicht nur die Bahnsteige und Stiegenhäuser abgetragen und erneuert, auch der historische Fliesenbestand konnte originalgetreu wiederhergestellt und zusätzlich mit einem taktilen Blindenleitsystem ausgestattet werden. Renoviert bzw. großteils erneuert wurden auch die charakteristischen Fassaden, das gesamte Mauerwerk, die Bahnsteig-, Stationshallen- und Stiegenhausdächer sowie  die historischen Fenster. Die Stiegenauf- und -abgänge von der Halle zu den Bahnsteigen erhielten neue Steinstufen. Natürlich erfuhr auch die komplette Gebäude- und Eisenbahntechnik eine Modernisierung.

Station Währingerstraße

Ab Anfang April 2016 wurde die Station Währingerstraße generalsaniert. Die Arbeiten umfassten u.a. den Abbruch und die Erneuerung der Bahnsteige, die Sanierung von Fassaden und des Mauerwerks, die Rekonstruktion der historischen Fliesenbeläge und den Einbau eines Blindenleitsystems. Auch die Stiegen zu den Bahnsteigen wurden erneuert, die Dachkonstruktion sowie die Haustechnik modernisiert und zusätzliche Kameras zur Videoüberwachung eingebaut.

Sanierungsarbeiten bis 2020

Was noch kommt? Fortsetzung und Abschluss der seit Frühjahr 2018 laufenden Arbeiten in und an der Station Nußdorfer Straße. In der Station Spittelau wird zwischen den Gleisen eine Sicherheitsbarriere errichtet. Weiters erfolgt die Erneuerung der Bahnsteige in der Station Michelbeuern/AKH.
Bis 2020 ist laut Wiener Linien auch die Sanierung der Außenfassade der U6-Station Gumpendorfer Straße – ebenfalls
ein „Otto Wagner-Bau“ – geplant.


Otto Wagner-Grün: ein Fake!

Jeder Wiener assoziiert die in „Resedagrün“, einem blassen Hellgrün, gestrichenen Sonnenblumengitter der Brückengeländer mit der „alten Stadtbahn“. Auch die Holzoberflächen, wie Türen und Fenster, und alle Metallkonstruktionsteile sind heute im gleichen charakteristischen Farbton gehalten.
Laut Bundesdenkmalamt zeigte sich, dass gemäß der begleitend zu den Sanierungsarbeiten durchgeführten stratigraphischen Befundungen Metalloberflächen der Stadtbahnstationen entstehungszeitlich in keiner einzigen Station hellgrün sondern durchgehend hellbeige gefasst waren und diese Farbgebung auch mehrfach wiederholt worden war. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten die Metallteile die heute bekannte Grünfassung. Dies bedeutet, dass die umgangssprachlich als „Otto Wagner-Grün“ oder „Stadtbahngrün“ bezeichnete grüne Farbgebung definitiv erst eine „Schöpfung“ aus der Nachkriegszeit darstellt.
Auch die heute grün gehaltenen Holzoberflächen zeigen entstehungszeitlich eine braune Maserierung in der Erstfassung.

Otto Wagner, Architekt und Kunsttheorethiker, *13. 7. 1841, Wien-Penzing; +11. 4. 1918, Wien

 

Otto Wagner gilt als die überragende Architektenpersönlichkeit Wiens im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und verkörpert die fruchtbare Verbindung von Historismus und Moderne. In fast allen Bereichen der Baukunst wirkte er richtungsweisend, was durch zahlreiche herausragende Leistungen und Bauten hinlänglich dokumentiert ist. Bestimmend blieb stets eine am Gesamtkunstwerk orientierte Grundeinstellung.


Ausgehend von teils spätromantischen, teils strengen Ansätzen (Villa Epstein in Baden, 1867; Synagoge in Budapest, 1873), entwickelte er monumentale Projekte bis hin zum Städtebau. Bis in die 1890er-Jahre bevorzugte er einen pathetischen bis üppig renaissancehaften Ringstraßen-Stil (Haus Schottenring 23, 1878; Villa Hahn in Baden, 1885; „große“ Villa Wagner in Wien-Hütteldorf, 1888) und beteiligte sich mehrfach an internationalen Wettbewerben.


Dann wandte er sich von historistischen Idealen ab und der Erneuerung der Kunst zu, wobei er nicht die Struktur änderte, sondern die formale Gestaltung. Obwohl er den Übergang zur modernen Sachlichkeit und Funktionalität wesentlich förderte, blieb Wagner selbst der Überzeugung treu, der Architekt als Künstler müsse das Ingenieurschaffen zwar anerkennen und verwerten, aber unbedingt über die bloße Nutzgestaltung hinaus erheben. Mit seinen Werken bestimmte Wagner entscheidend sowohl die Architektur der Secession als auch die Grundlagen der von jüngeren Architekten konsequent realisierten Moderne (Schützenhaus der Staustufe Kaiserbad am Donaukanal, Wien, 1904-06). Die Wohnbauten dieser Phase erlangten Weltruf (in Wien die so genannten Wienzeilen-Häuser, 1898, „kleine“ Villa Wagner, 1913). Während zahlreiche berühmte Entwürfe unausgeführt blieben (zum Beispiel Akademie, Stadtmuseum, Kriegsministerium), verwirklichte Wagner u. a. drei Hauptwerke: die Anlagen der Wiener Stadtbahn (1892 – 1901, besonders die Stationsgebäude entlang der heutigen U4 und U6),
die Kirche Am Steinhof (1902 – 07) und das Postsparkassenamt (1904 – 06).


Zum 100. Todestag Wagners präsentiert das Wien Museum am Karlsplatz noch bis 7. Oktober 2018 das Gesamtwerk des „Weltstadtarchitekten“ in einer Großausstellung. Der Schwerpunkt liegt auf Wagners Leben und Werk, in dem sich eine ganze Epoche der Wiener Kultur und Geschichte spiegelt: von der Ringstraße über das Fin de Siècle bis zum
Ersten Weltkrieg. Einzigartige Objekte – kostbare Zeichnungen, Möbel, Modelle, Gemälde und persönliche Gegenstände – veranschaulichen die internationale Strahlkraft des Architekten.

Link: www.wienmuseum.at
Quellen: http://aeiou.iicm.tugraz.at/
aeiou.encyclop.w/w037790.htm;
Wien Museum (Foto Otto Wagner nach einem Portrait von
Gottlieb Theodor Kempf von Hartenkampf, 1896)

 

Fotos Stationen: Wiener Linien / Helmer, Dunst; Horst Ortkamp; CC BY-SA 3.0/Isiwal; CC BY-SA 4.0/T. Ledl

Projektpartner U6: Otto Wagner-Stationen

Bauherr: Wiener Linien

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