Rathaus Oberwart
Moderne Bürgerservicestelle
Das Oberwarter Rathaus ist ein Gebäude mit einer über 100-jährigen, bewegten Geschichte. Das Haus am Hauptplatz gibt es seit 1905. Am 5. April 1945 wurde es in Brand gesteckt und ist bis auf die
Grundmauern niedergebrannt. Mit einer Investitionssumme von 180.000,– Schilling wurde das neue Rathaus nach dem Vorbild des einstigen Gebäudes neu aufgebaut.
Das Amtsgebäude in Oberwart hat in den vergangenen sechs bis sieben Jahrzehnten viele Veränderungen in der Organisation der Stadt miterlebt, wurde selbst aber nie in großem Umfang saniert. Der
Zahn der Zeit nagte an allen Ecken und Enden: Feuchtigkeit, Schimmelbefall und Barrieren für alte und gehbehinderte Menschen waren nicht länger haltbare Zustände.
Im April 2015 wurden vom Projektsteuerer der Planungsphase, der Ingenieurbüro Wachter GmbH, Eisenstadt und Bad Tatzmannsdorf, sieben Architekten eingeladen, am Wettbewerb für die Sanierung und
Neugestaltung des Rathauses teilzunehmen. Als Sieger ging der Vorschlag von Architekt Gerald Prenner aus Buchschachen hervor.
Am 14. September 2017 fand die feierliche Eröffnung des neuen Oberwarter Rathauses statt. Von der Planung bis zur Eröffnung wurden seitens des Bauherren, der Stadtgemeinde Oberwart, rund 4,5
Millionen Euro investiert.
Allein diese Summe lässt den Umfang der Sanierungs-, Umbau- und Zubauarbeiten erahnen:
• Sanierung des Altbestands, v. a. der straßenseitigen Fassade zum Hauptplatz;
• Abbruch der beiden hofseitigen Stiegenhäuser;
• Neubau der vertikalen Erschließung – barrierefrei und behindertengerecht;
• komplette Neugestaltung des Innenbereichs mit Eingang, Foyer, Bürgerservice sowie der Büroräume und des (multifunktionalen) Rathaussaals.
Für ÖBA-Bau, TGA und BauKG zeichnete übrigens die Oberwart-Niederlassung der Woschitz Engineering ZT GmbH verantwortlich.
Historische Fassade
Die Fassade des Rathauses ist ein wesentlicher Bestandteil des Oberwarter Straßenbildes und wurde daher nicht verändert, sondern behutsam modernisiert. Diese Aufgabe übernahm die in Bernstein
ansässige Firma AKM Bau GmbH: „Zu Beginn wurden die losen Stellen der alten Fassade abgeklopft, anschließend der komplette Altbestand sandgestrahlt. Mit Hilfe dieses mechanischen Verfahrens
konnten alle rezenten Farbschichten entfernt werden. Danach wurde die Fassade mit Wasser gereinigt, um einen staubfreien Untergrund zu erhalten. Im nächsten Arbeitsschritt wurden die hohlen
Stellen ausgeputzt und anschließend die gesamte Fassade mit händisch aufgebrachtem und verriebenem Feinputz (Baumit NHL) überzogen. Dieser Arbeitsschritt erfolgte zweimal. Besonderes Geschick
erforderte die Bearbeitung der Fensterfaschen und Gesimse, denn auch diese mussten sorgsam saniert werden, um ein ansprechendes Gesamtbild der historischen Fassade herstellen zu können.“
Auf den derartig vorbereitetenSanierputz konnte die Malerfirma die neue Kalkfarbe aufbürsten.
Mauertrockenlegung
Ein wesentliches Kriterium bei derartigen Sanierungsvorhaben ist die effiziente Mauertrockenlegung. Mit der NEUBAUER BAU GMBH aus Unterpetersdorf holten sich die Auftraggeber einen kompetenten
Partner an Bord. Geschäftsführer Richard Neubauer und sein Team wählten für diese komplexe Aufgabe ein Durchschneideverfahren mit Bitumenabdichtung. Konkret wurde das Bestandserdgeschoß
über Kellerdecke abgeschnitten und eine neue Abdichtung eingezogen. Zusätzlich wurden rund 110 m2 Ziegelmauerwerk trockengelegt.
Räumliche Neuordnung
Im Zuge des Umbaus erfolgte auch eine räumliche Neuordnung des Rathauses. Man betritt das Gebäude straßenseitig zentral und gelangt in eine große Eingangshalle. Der stirnseitig gelegene
Bürgerservicebereich befindet sich auf einer niveaugleichen Ebene und ist somit barrierefrei. Über drei Stufen oder mit der linksseitig angeordneten Liftanlage gelangt man auf die Büroebene, wo
sich u. a. ein großzügiger, heller Wartebereich befindet.
Die beiden ehemaligen Stiegenhäuser samt Nebenräume wurden abgetragen und durch ein im Zubau situiertes Stiegenhaus und Sanitärräume ersetzt. Der Neubau aus Sichtbeton und viel Glas ist vom
Bestand etwas abgerückt. Eine Distanz, die mit transparenten, brückenartigen Elementen überwunden wird. Hofseitig gelangt man über den neuen Teil ebenfalls barrierefrei ins Gebäude und betritt
dieses auf der oberen Erdgeschoßebene.
Hochwertige Ausstattung
Ein Merkmal des neuen Oberwarter Rathauses ist die hochwertige Gebäudeausstattung. Ein gutes Beispiel dafür sind die Fenster aus dem Hause KAPO. Das steirische Paradeunternehmen produziert seit
über 90 Jahren ausschließlich und unter strengsten Umweltbedingungen im Naturpark Pöllauertal. Die Fenster des Rathauses Oberwart, teils noch älter als KAPO, mussten durch neue Holzfenster
ersetzt werden. Rund 50 davon gewährleisten dank der nachbehandelbaren Oberfläche jahrzehntelange Haltbarkeit. Auch das zeitlose, klassische Design zeugt vom nachhaltigen, modernen Denken der
Auftraggeber. KAPO: „Holz trägt als natürlicher Rohstoff einerseits dem Umweltgedanken Rechnung und unterstützt andererseits die historisch anmutende Optik der markanten Oberwarter
Rathausfassade.“
Eine komplette Erneuerung erfuhren auch die Parkettböden, und zwar von Martin Suppans GPT GmbH. Rund 700 m2 Eichenholz-Parkett in Fischgrätmuster wurden unter Verwendung von trittschallhemmendem
Parkettkleber direkt auf Estrich verlegt. Rund um die Parkettbodenflächen schuf GPT niveaugleiche Einfassungen. Auch für die exakte Montage eines speziellen Wandfrieses im Eingangsbereich
zeichnet das Unternehmen mit Sitz in Markt Allhau verantwortlich.
Modernste Haustechnik
„Umfassende Ingenieurdienstleistungen zur Schaffung eines kommunalen Vorzeige-Sanierungsprojekts auf Basis nachhaltiger Energiebereitstellungssysteme und intelligenter Gebäudetechnik„ erbrachte
das Ingenieurbüro für
erneuerbare Energie, die ENERGIE KOMPASS GMBH. Dazu zählen u. a. gewerksübergreifende Planungen und vergaberechtskonforme Ausschreibungen, Beratung über und Abwicklung von themenspezifischen
Förderungen, Abwicklung von Genehmigungsverfahren.
Neben der Konzeption des nachhaltigen Energieversorgungssystems (30 kWp PV-Anlage am Carport und eine kaskadierte Wärmepumpe), konnte auf Basis einer intelligenten Gebäudeleittechnik die
Zielsetzung – Schaffung der Voraussetzungen für einen äußerst energieeffizienten Betrieb des Rathauses Oberwart – erfüllt werden. ENERGIE KOMPASS-Gründer Andreas Schneemann: „Das Gebäude wurde
mit einem Total Room Automationsystem, das die LED-Beleuchtung, Heizung, Klimatisierung sowie Beschattung abhängig von der Anwesenheit von Personen automatisch steuert, einer intelligenten
Steuerung zur Maximierung des PV-Strom-Eigenverbrauchs, einer automatischen Brandmeldeanlage, einem Zutrittskontrollsystem, einer Alarmanlage inkl. Videoüberwachung und einem Zeiterfassungssystem
ausgestattet.“
Projekt gelungen
Ob sich die neuen Räumlichkeiten und die innovative Technik, die sich nun zum Teil im alten Gewand präsentieren, auch im praktischen Alltag bewähren und Zuspruch finden? Im Falle des Oberwarter
Rathauses kann diese Frage positiv beurteilt werden. Sowohl die Oberwarterinnen und Oberwarter, die sich über eine moderne Bürgerserviceeinrichtung mit hellen, freundlichen Räumlichkeiten und
bester, auch behindertengerechter Orientierung freuen, als auch die Rathaus-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter bis hin zum Bürgermeister – der freut sich dank smarter und nachhaltiger
Energie-lösungen über bestes Raumklima bei gleichzeitig günstigen Betriebskosten – fühlen sich im zeitgemäßen Ambiente wohl.
Fotos: Stadtgemeinde Oberwart
Projektpartner Rathaus Oberwart
Bauherr: Stadtgemeinde Oberwart
Architekt: DI Gerald Prenner ZT GmbH
Planung TGA: Energie Kompass GmbH
Mauertrockenlegung: Neubauer Bau GmbH
Fenster: KAPO