Kloster Frauenkirchen
Franziskaner setzen Bauteil 2 der Sanierung um

Stolz und von allen Windrichtungen über viele Kilometer sichtbar, liegt die Basilika Frauenkirchen im Herzen des burgenländischen Seewinkels. Das flache Land braucht markante Punkte wie diesen, an denen sich vor allem Gäste aus Nah und Fern orientieren können. Frauenkirchen wird oft als Zentrum des Seewinkels bezeichnet. Das Zentrum des Zentrums bildet besagte Basilika, die baulich mit einem Franziskanerkloster verbunden ist. Dieses Kloster, 1667 gestiftet und im ausgehenden 17. Jahrhundert errichtet, beherbergt unter anderem einen in den 1720er-Jahren fertiggestellten Gartentrakt. 

Kreuzgänge in den Süd- und Ostflügeln des Vierkanters weisen schöne Kreuzgratgewölbe auf und zeigen in ihren Schildbögen Ölbilder mit Szenen aus dem Leben Jesu. Stifterinschriften und Wappen erlauben durch ihre Jahresangaben von 1688 bis 1691 eine exakte Datierung.

Bemerkenswert ist auch die sogenannte Winterkirche. Fünf Joche unter einem gedrückten Tonnengewölbe mit Stichkappen bilden das Fundament dieses ursprünglich als Refektorium dienenden Raums. Das Gewölbe erhielt Ende des 17. Jahrhunderts eine reiche Stuckdekoration als Rahmung von Deckenbildern. Die Gewölbeansätze schmücken Reliefs, die Franziskanerpatres zeigen.

Auch das gegenwärtige Refektorium ist architektonisch ähnlich strukturiert. Die Ausstattung mit einer intarsierten Täfelung an den Wänden und Lesekanzel stammt aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts.

Den Klosterhof bereichert ein Brunnen mit einer Steinfigur des Heiligen Johannes Nepomuk.

 

Umfassende Sanierung

 

„Ständig feuchte Wände, gesundheitsgefährdender Schimmelbefall und daraus resultierend ein schlechtes Raumklima machten es notwendig, das Kloster einer intensiven Sanierung zu unterziehen“, betont Pater Mag. Thomas Lackner. Bei den in den vergangenen drei bis vier Jahren ergriffenen Maßnahmen wurden – unter intensiver Einbindung des Bundesdenkmalamts – umfassende Arbeiten an der Substanz durchgeführt. Pater Thomas: „Ich bin Herrn Mag. Adam von der Abteilung für Burgenland des Bundesdenkmalamts für die vielen wertvollen Hinweise dankbar, die schlussendlich zur erfolgreichen Sanierung unseres Klosters beigetragen haben. Man sieht schnell, dass dort der Fokus auf die speziellen Anforderungen so eines Bauvorhabens gelegt wird und nicht nur auf den Faktor Kosten. So manche Diskussion, etwa über die Beleuchtung, über das Energiekonzept und dergleichen, endete mit einem Kompromiss, der der Sache dienlich und für alle Beteiligten akzeptabel war.“

Konkret waren von der aktuellen Sanierungsphase folgende Bereiche betroffen bzw. wurden folgende Maßnahmen ergriffen:

• Freilegung des Kreuzgangs und Anpassung der Niveaus;

• Unterfangung der Kreuzgangausmauerungen (außer Westwand);

• Niveauabsenkung und Sanierung des Brunnenhofs;

• Niveauabsenkung der Fußböden und erneuern der FB-Aufbauten;

• diverse Trockenlegungsmaßnahmen;

• Installation einer Fußboden- und einer Bauteilheizung;

• Fassadensanierung im Brunnenhof;

• Herstellung eines tragenden STB-Gurtbogens im Veranstaltungssaal;

• Drainageherstellung entlang der West- und Nordfassaden.

Bei den Neusiedler Architekten Kandelsdorfer, die bei diesem Bauvorhaben mit der Örtlichen Bauaufsicht betraut waren, erfährt man Genaueres: So wurde der Kreuzgang durch den Rückbau nichthistorischer Bauteile, die großteils aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammten, geöffnet und  dessen ursprüngliche Optik und Funktion wiederhergestellt. Im Zuge der umfangreichen Adaptierungen wurden auch Bereiche wie Büros der Pfarrkanzlei, Küche, Kapelle, Refektorium, Sakristei etc. instandgesetzt, modernisiert und durch das Entfernen rezenter Aufschüttungen auch vom Bodenniveau her wieder an den das Ensemble dominierenden Kreuzgang angegliedert.

Im Zuge dessen wurden etliche Räume und die Kreuzgangbereiche, die keinen historischen Bodenbelag aufwiesen, eingeebnet und mit einem neuen Fußbodenaufbau samt Fußbodenheizung versehen, um die massiven Feuchteschäden zu sanieren bzw. diese künftighin zu verhindern. Dabei stellte sich heraus, dass drei Brunnenhofwände nicht fundiert waren und daher nachträglich unterfangen werden mussten. 

Aus dem Brunnenhof leitet nun ein neu angelegter Abwasserkanal die Abwässer in einen ebenfalls neu gegrabenen Sickerschacht.   Bei den Grabungsarbeiten stießen Archäologen in einer Tiefe von rund zwei Metern – vor allem im Bereich des Brunnenhofs – auf die Überreste von zumindest 25 menschlichen Skeletten. Der historische Hintergrund dazu: Das Kloster in Frauenkirchen dürfte einst über einem ehemaligen Friedhof errichtet worden sein.

Als wesentliche Teile der eigentlichen Trockenlegungsmaßnahmen wurden erdberührende Bauteile mit einer Dichtschlemme versehen, schadhafter Putz erneuert und eine Bauteilheizung installiert. 

 

Innovatives Heizungssystem

 

Diese ist, so Architekt DI Helmut Neumayer, durchaus eine gesonderte Betrachtung wert: „Technisch war das Kloster sehr stark feuchtigkeitsbelastet. Nach intensiver Planung sind wir zum Entschluss gekommen, die Gemäuer mit einer Bauteilheizung trockenzulegen. Wir haben uns für ein aktives System entschieden, das in der Kartause Mauerbach entwickelt und von der Haustechnikfirma Haas aus Rohrbach/Lafnitz geplant wurde. Es basiert auf einer Hackschnitzelheizung mit einer Nennleistung von 200 kWh, die die Mauern durch Erwärmung trocken hält, und die im übrigen auch die Fußbodenheizung speist.“ 

Die Heizung, die unter Putz in eine Höhe von ca. 80 cm reicht,  läuft das ganze Jahr über, auch im Sommer, denn nur so funktioniert das System. Daraus resultiert, dass die alten, sanierten Kastenfenster mit einem technischen Öffnungsmechanismus ausgestattet werden mussten, damit die Feuchtigkeit, die in die Räume gelangt, abgeleitet werden kann. Pater Thomas: „Zusätzlich ließen wir eine Klimaanlage installieren, damit es in den Räumen nicht zu warm wird.“

Ein Wort noch zu den Kastenfenstern: Deren Ausstattung mit einem automatischen Öffnungsmechanismus stieß beim Bundesdenkmalamt auf wenig Gegenliebe. Moderne, BUS-gesteuerte Technik macht es möglich, dass sich die Fenster selbständig öffnen, wenn es notwendig ist. „Oft sind derartige technische Eingriffe nicht zu vermeiden“, betont Mag. Peter Adam vom BDA, „aber man muss da halt das Ganze im Auge haben und solche Kompromisse eingehen.“ In ein ähnliches Horn stößt Architekt Neumayer: „Die Ö-Norm ist bei Altbausanierungen oft nur eine Leitlinie. Man muss sich Gleichwertiges oder sogar besser Geeignetes einfallen lassen, um zu einem guten Ergebnis zu gelangen.“

 

Kreuzgang und Brunnenhof

 

Für die Öffentlichkeit (wieder) leicht zugängig, galt der Sanierung des Kreuzgangs und des Brunnenhofs, der den ältesten Teil des Klosters darstellt und der vom Kreuzgang umlaufen wird, großes Augenmerk. Dafür mussten nicht nur – wie bereits erwähnt – die Niveaus angeglichen und überraschenderweise in größerem Stil Fundamentierungsarbeiten durchgeführt werden, auch die Verlegung der Küche war für die nachhaltige Öffnung des Kreuzgangs notwendig. Der Originalboden des Kreuzgangs musste teilweise lediglich gereinigt, wo nötig mit neuen, handbehauenen Solnhofer-Platten ergänzt werden.

Die Firma F. Opferkuh GesmbH aus Mannersdorf am Leithagebirge war mit den Steinmetzarbeiten betraut. „Im Innenbereich durften wir den Kreuzgang aus Sohlnhofer Kalkstein neu verlegen sowie mehrere massive Türumrahmungen aus San Gotardo Stein anfertigen. Im Außenbereich restaurierten wir das Steinportal über dem Eingangsbereich sowie den Brunnen im Innenhof. Außerdem wurden auch hier mehrere massive Türumrahmungen, zum Beispiel der Eingang zur Kanzlei, angefertigt“, betont Juliane Maurer, Geschäftsführerin der F. Opferkuh GesmbH. 

Der Kreuzgang wird nun, genauso wie der Brunnenhof, von indirektem LED-Licht beleuchtet, was einerseits effekt- und stimmungsvoll, andererseits sehr energieeffizient ist. Die Beleuchtung kann via Smartphone individuell gesteuert werden. 

Teil des Kreuzgangs ist ein besonderes Kleinod, ein Weihbrunnkessel samt romanischem Kreuz mit „lächelndem Jesus“. Diesem fehlten allerdings Teile des Gesichts. Nach fachmännischer Restaurierung kann dieses einzigartige Artefakt nun wieder in seiner ursprünglichen Schönheit betrachtet werden.     

Der drainagierte, mit Granitsteinen neu gepflasterte Brunnenhof und der Brunnen selbst mit seinem filigran wirkenden Schindeldach sowie die Innenhoffassaden erstrahlen ebenfalls in runderneuerter Frische.

Neue Tischlertüren in ebenfalls neuen Steingewänden verleihen dem Kreuzgang jenen ruhigen Rhythmus und jene gediegene Materialität, die von vielen Menschen – jährlich besuchen rund 100.000 Gäste das Kloster in Frauenkirchen – geschätzt werden.

Veranstaltungssaal, Klostershop, Sakristei, Pfarrkanzlei, Küche, und Sanitäreinrichtungen ... waren – in unterschiedlicher Weise – ebenfalls von den Sanierungs- und Umbauarbeiten im Franziskanerkloster Frauenkirchen betroffen.

Und auch der Zugang vom Vorplatz zum Kloster, der wie bisher über die Klosterpforte erfolgt, wurde modernisiert. Eine Nurglas-Schiebetür bildet für diesen Bereich eine zeitgemäße wie elegante und transparente Lösung. Der zweite Zugang – zugleich Notausgang – befindet sich am Ende des nördlichen Kreuzgangs und mündet ebenfalls in den Vorplatz.

 

Blick in die Zukunft

 

Die aktuelle Sanierungsphase rund um das Franziskanerkloster Frauenkirchen ist damit abgeschlossen. Für die zukünftige Vorgangsweise existiert ein Masterplan. Dieser sieht die Restaurierung der verbleibenden Klosterteile sowie der gesamten Basilika vor.

Fotos: Arch. Neumayer / Arch. Kandelsdorfer / Franziskanerkloster Frauenkirchen              

Projektpartner Franziskanerkloster Frauenkirchen

 

Bauherr: Franziskanerkonvent Frauenkirchen

Steinmetz: Opferkuh Friedrich GesmbH

 

DIE SCHREIBMEISTER OG • A-2491 Neufeld an der Leitha • Lisztgasse 2       www.schreibmeister.info


IHRE ANSPRECHPARTNER:

 

Irene Murczek                        Manfred Murczek                    

i.murczek@speed.at             murczek@speed.at                 

+43 676 956 59 72                   +43 676 610 62 97