Bauernhaus M1, Jois
Scheune mit Pool als Highlight

 

„Wir fühlen uns sehr wohl hier“, betonen die privaten Bauherrn, die das Objekt im Zentrum von Jois 2013 auf einer Online-Plattform für Gebrauchtwaren und Immobilien gefunden haben. „Ursprünglich wollten wir dieses bäuerliche Kleinod zum Zweitwohnsitz ausbauen, aber schon bald war klar, dass es wohl mehr als das werden würde“, erinnern sich die heute hier hauptgemeldeten Bauherrn. Gemeinsam mit dem befreundeten Architekten wurde ein Jahr lang geplant und getüftelt, ehe das umfangreiche Projekt zur Realisierung gelangte.  

 

Komfortables Wohnhaus

 

Architekt Christian Prasser von cp architektur, der sich für diesen gelungenen Umbau u. a. über den Architekturpreis des Landes Burgenland 2018 freuen darf: „Der Wunsch der Bauherrenschaft war es, das kleine Bauernhaus, das an der Hauptstraße in Jois liegt, zu einem komfortablen Wohnhaus umzubauen, erweitert durch eine großzügige Scheune.“

Wie in burgenländischen Straßendörfern üblich, erstreckt sich das schmale Haus von der Hauptstraße weg längs nach hinten zum Garten, parallel dazu liegt ein etwa vier Meter breiter Grünstreifen, der zum Nachbarn und zur Straße hin durch Mauern begrenzt und somit uneinsehbar ist. Nach hinten wird das Grundstück von einer Scheune abgeschlossen.

 

Scheune für Gäste & Freizeit

 

Gegenüber dem Wohnhaus befindet sich im hintern Teil des Gartens eine – auf den ersten Blick – traditionelle Scheune mit sägerauen Lärchenbrettern und offener Fuge. Auf den zweiten Blick irritiert eine schwarze, aus der Scheune kragende Box das Auge des Betrachters und erst beim genaueren Hinschauen wird deutlich, dass die Scheune über die gesamte Front geöffnet werden kann. Der Innenraum wird zum Außenraum, gegenüber dem Wohnhaus öffnet sich die Scheune mit einem Gästebereich sowie einem Freizeitbereich mit einem innenliegenden Pool. Gestaltungsidee für die Scheune war es, den Baukörper bis auf seine Steinmauern und den alten Dachstuhl komplett zu entkernen und einen modernen Holzquader mit schwebender Anmutung in den alten Dachstuhl zu platzieren. Der moderne, minimalistische Quader ist in Riegelbauweise ausgeführt. Außen ist er mit anthrazitfarbenen Dreischichtplatten in Lärche verkleidet, innen mit Kistensperrholz ausgebaut. Dabei wird das Gebälk des alten Dachstuhls bewusst den modernen Wandscheiben vorgesetzt, um so den Kontrast zwischen Neu und Alt zu betonen. Jeweils eine Wandscheibe ist in Glas ausgeführt, wodurch das Fenster wie ein Diorama den Blick in die alte

Scheune bzw. über den Garten zurück zum Haupthaus freigibt.

Da Boden, Wand und Decke mit dem Flader der Oregonkiefer (Kistensperrholz) gestaltet sind, erhalten die Innenräume eine japanische Anmutung, die durch die minimalistische Möblierung noch betont wird. Zehn Prozent des Kaltdachs der Scheune wurden mit Glasdachziegeln neu gedeckt, die untertags das Sonnenlicht punktuell einlassen, was zu interessanten Lichtspielen führt. Abends wird das Licht von der Wasserfläche in den Dachstuhl reflektiert und führt dort zu faszinierenden Lichteffekten.

 

Wohnen auf vielen Ebenen

 

Das Wohnhaus, dessen ältester Teil auf die Zeit um 1780 zurückgeht, wird von der Vorderseite Raum für Raum erschlossen, wobei Wohnzimmer und Küche in den hinteren Hausteil verlegt wurden, wo zwischen Scheune

und Terrasse das Zentrum des sommerlichen Familienlebens liegt. Bedingt durch die Topografie – das Grundstück steigt leicht an – bzw. durch unterschiedlich hohe Unterkellerungen verfügen die Räume im Erdgeschoss über verschieden hohe Bodenniveaus. Das ergibt beim Durchschreiten des Hauses ein Treppauf und Treppab – die Funktionen der einzelnen Wohnräume werden somit intuitiv erfasst. Selbst der einstige Weinkeller wurde von der Küche aus mittels einer horizontalen, flächenbündigen Türe im Boden (!) in die Raumstruktur eingebunden.

Das einzig vertikale Element dieser horizontal ausgerichteten Baustruktur – der Kamin der ehemaligen Rauchkuchl – wurde erweitert, um darin eine Wendeltreppe zu errichten, die im Dachstuhl eine zweite Ebene mit Schlafzimmern und Bädern erschließt. Bewusst freigelassen wurde der Luftraum über der Küche und dem Wohnzimmer, die dadurch besonders großzügig wirken. Gleichzeitig ermöglicht der offene Dachstuhl eine Belüftung des Hauses an der höchsten Stelle und verhindert so eine Überhitzung an heißen Tagen.

In der Gestaltung der Oberflächen hat Arch. Christian Prasser gezielt jene alten Materialien erhalten, die noch gut konserviert waren, wie z. B. eine Tramdecke in der ehemaligen Küche, dem jetzigen Gästezimmer. Auch die alten Dachträger im Luftraum von Küche und Wohnzimmer wurden in die moderne Gestaltung integriert. Die neuen Bauelemente wie Fenster, Türen, Bodenbelege sowie Möbel wurden in Eichenholz gehalten, um das Zusammenspiel von Alt und Neu möglichst harmonisch zu gestalten.     

Quelle: cp architektur / Architekt Christian Prasser

Fotos: Philipp Kreidl / www.ateliers.at

Projektpartner Bauernhaus M1, Jois

 

Architektur: cp architektur Christian Prasser

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