Synagoge Kobersdorf
Land Burgenland veranlasst mustergültige Sanierung

 

In der Gemeinde Kobersdorf sorgt ein vielbeachtetes Sanierungsprojekt für Zuspruch und Begeisterung. Die im Stil des Historismus errichtete, freistehende Synagoge Kobersdorf mit ihren maurisch-byzantinischen Details an den Außenseiten und den weiten Rundbogenfenstern – feierlich eröffnet am 11. April 1860 – erfuhr in den vergangenen zwei Jahren eine umfassende Generalsanierung.

Bei dem Gebäude handelt es sich um einen neoromanischen Bau mit Satteldach und rechteckigem Grundriss. Die an drei Seiten angeordnete Frauenempore konnte durch einen Seiteneingang und über eine Wendeltreppe erreicht werden.

 

Von Nazis verwüstet 

 

Im Zuge der Reichspogromnacht des 9. November 1938 wurde der Tempel von den Nationalsozialisten verwüstet. Allerdings entschied man sich dafür, die Synagoge nicht in Brand zu stecken, weil man die Zerstörung des benachbarten Schlosses mit seiner Holzschindeldeckung befürchtete. Während der Kriegsjahre blieb das Gebäude daher zumindest äußerlich in einem nahezu unveränderten Zustand. Es kam jedoch zu einem Totalverlust der Innenausstattung des Hauptraums und auch Fenster und Türen wurden zerstört. Darüber hinaus konnte weder der Verbleib der Kultgegenstände noch der wertvollen Einrichtungsgegenstände (z. B. Decken- und Wandleuchter) völlig geklärt werden.

Die Synagoge Kobersdorf gelangte 1948 im Restitutionsweg in den Besitz der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Jahrzehntelang war das Denkmal in der Folge dem fortschreitenden Verfall preisgegeben, bis 1974 ein Teil des Daches einstürzte. Daraufhin stellten das Bundesdenkmalamt und die Burgenländische Landesregierung die finanziellen Mittel für die Notinstandsetzung des Daches bereit.

Noch bevor das Gebäude im Jahr 2010 unter Denkmalschutz gestellt wurde, erfolgten erste Sanierungsmaßnahmen. Im Mai 2019 übernahm das Land Burgenland sämtliche Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Synagoge Kobersdorf und veranlasste deren Generalsanierung samt neuem Zubau. Mit den Planungen wurde Architekt Anton Mayerhofer aus Neckenmarkt beauftragt. Ein Glücksfall, denn Mayerhofer ging nicht zuletzt aufgrund persönlicher Beziehungen zum Thema mit viel Herzblut  und enormem Detailwissen an die durchaus diffizile Arbeit.

 

Sanierungsmaßnahmen im Detail

 

Ziel der Sanierung war die Herstellung des ursprünglichen Zustandes zum Zeitpunkt der Eröffnung vor über 160 Jahren. Das Gebäude sollte seine symbolische Kraft als eines der letzten Zeugnisse der jüdischen Kultur des Burgenlands nicht einbüßen und gleichzeitig auch die Erfordernisse eines modernen Veranstaltungszentrums erfüllen.

Um eine solche „alterswertige“ Sanierung zu ermöglichen, wurde das Objekt intensiv bautechnisch erforscht.

Die Außenwände der Kobersdorfer Synagoge sind als Mischmauerwerk aus gebrannten Tonziegeln und Granitsteinen errichtet worden. Sowohl im Innen- als auch im Außenbereich waren Fehl- und Schadstellen zu sehen. Eine nähere Befundung der Fassade hat gravierende Schäden am Verputz zu Tage gefördert, die umfassend zu sanieren waren.

Um das durchfeuchtete Mauerwerk im Bereich der Seitenwände trocken zu legen, wurden im Außenbereich der Synagoge eine umlaufende Drainage und im Inneren entlang der Seitenwände ein Kiesfilterstreifen gelegt.

Der feuchte Putz in der Sockelzone im Innenbereich wurde bis in eine Höhe von zirka einem Meter durch einen sogenannten Opferputz ersetzt, der die Funktion hat, Salze und Feuchtigkeit aus dem bestehenden Mauerwerk herauszuziehen. Im Zuge der Restaurierung der Innenschale wurde dieser dann wieder abgeschlagen und durch

einen Kalkputz ersetzt.

Die Restaurierung der insgesamt 16 Fenster und Türen zählte zu den aufwendigsten Maßnahmen im Rahmen der Sanierung. Die filigrane und sehr hohe Form der Holzfenster begünstigt den Lichteinfall ins Gebäudeinnere. 

Gewölbedecke und Stützpfeiler im Inneren wurden restauriert und möglichst originalgetreu bemalt.  Im oberen Thorabereich wurde die Erstfassung der Malereien von RestauratorInnen schonend freigelegt und größtenteils rekonstruiert und restauriert. Der Thoraschrein wurde nicht wiederhergestellt, vielmehr wurde dieser Bereich in seinem verwüsteten Zustand belassen, um – quasi als Mahnmal – die Erinnerung an die Zerstörungen durch die Nazis wachzuhalten.

Der Boden der Synagoge wurde mit Kehlheimer-Natursteinplatten belegt. Da der Thorabereich von der Belegung ausgespart blieb, bildet dieser einen etwas abgesenkten Bereich, der einen archäologischen Charakter aufweist.

Die Holzkonstruktionen des Dachstuhls und der Frauenempore befanden sich größtenteils in gutem Zustand. Die vom Holzwurmbefall betroffenen Teile der Emporen und des Dachstuhls wurden erfolgreich einer Entwurmung unterzogen. Im Bereich der Frauenempore kam es zur Verlegung eines neuen Holz-belags und einer BesucherInnen-Tribüne. Bei den Fenstern wurden die bereits bestehenden Absturzsicherungen in Form von Stahlgeländern restauriert und in weiterer Folge wieder angebracht.

Die in der NS-Zeit zerstörten Luster wurden nach Darstellungen auf alten Fotos neu angefertigt.

Um den Betrieb als jüdisches Kultur- und Bildungszentrum möglich zu machen, wurde der Bau eines modernen Nebengebäudes erforderlich, das mit der ehemaligen Synagoge durch einen gläsern-transparenten Gang verbunden ist.

Die rund 200 m2 große Fläche im Innenraum der Synagoge bietet heute bis zu 140 Personen Platz.

Quelle Text und Fotos:

Landesimmobilien Burgenland GmbH / 

Arch. DI Anton Mayerhofer ZT GmbH

 

Projektpartner Synagoge Kobersdorf

 

Bauherr: Landesimmobilien Burgenland

Planung: Architekt DI Anton Mayerhofer ZT GmbH

 

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