Weingut Andi Kollwentz, Großhöflein
Top-Winzer mit Sinn für Tradition

 

Wer das Burgenland – egal in welcher Jahreszeit – mit offenen Sinnen bereist, wird rasch feststellen, dass ein Gebäudetyp hierzulande das Bild der Dörfer, aber auch der wenigen Städte prägt – der Winzerhof bzw. das Weingut! Hier rattern die Pressen, hier riecht es nach Gärung, hier ist tagein, tagaus produktives Leben.

Von Nord bis Süd, vom topographisch flachen Seewinkel und den Leithasüdhängen über das fast schon gebirgige Mittelburgenland bis hin zum hügeligen Südburgenland sind teils überaus renommierte Weingüter aus den Ortsbildern nicht wegzudenkende Objekte. 

Zu finden sind unterschiedlichste Varianten und Ausformungen dieser meist funktionell strukturierten Gebäude – vom straßenseitig oft reich dekorierten Bürger- und Winzerhaus, beispielsweise in Rust, das sich seinen Freistadt-status u. a. mit Wein erworben hat, über imposante Streckhöfe und Stadel- bzw. Kellerzeilen bis hin zu transparenten und architektonisch bemerkenswerten Neubauten aus einem Mix moderner Baumaterialien, wie beispielsweise Aluminium, Beton und Glas. Auch Bestandsgebäude, oft deutlich mehr als 100 Jahre alt, beherbergen heute zeitgemäße Kellereitechnik und wurden teils zu effizienten Produktionsstätten aus-, zu- und umgebaut. 

Einer, der sich für eine über Jahre und Jahrzehnte währende und über weite Strecken aufwändige Sanierung bzw. Modernisierung entschied, ist Andi Kollwentz. Er setzt damit das Werk seines Vaters, der als ein Doyen des burgenländischen Weinbaus gilt, Anton Kollwentz, fort. Kollwentz in Großhöflein ist in der Fachwelt ein Begriff als eine weit über die Grenzen des Burgenlands hinaus bekannte Winzerfamilie, die qualitativ hochwertige Rot-, Weiß- und Prädikatsweine keltert. Beliefert wird damit u. a. die Spitzengastronomie, beispielsweise in den touristischen Hotspots im Westen Österreichs sowie Connaisseure aus vieler Herren Länder.  

 

Stadeln und Keller

 

Die professionelle Leidenschaft des Andi Kollwentz gehört jedoch nicht nur seinen international preisgekrönten Weinen, sondern auch der bäuerlichen Architektur in der Tradition seiner Vorfahren.

So haben Andi Kollwentz und lange davor schon seine „Altvorderen“ den Streckhof Schritt für Schritt um- und ausgebaut. Beispielsweise konnte ein nachbarliches Grundstück in der Stadelreihe erworben werden. Dieses wurde zur Gänze bebaut, und zwar auf schonende Art und Weise, die viel vom Verständnis für gewachsene Gebäudestrukturen und das rundum charakteristische Ortsbild verrät. Der zeitgemäße Bau interpretiert die historische Stadelarchitektur neu und verbindet die hofseitigen Keller- und Funktionsbereiche mit dem Presshaus des Bestandsgebäudes.

 

Zeitgemäße Interpretation

 

Maßgeblichen Anteil am status quo des Kollwentz‘schen Gebäudeensembles hat Architekt Anton Mayerhofer aus Neckenmarkt und sein Team im Wiener Architekturbüro. Mayerhofer: „Seit nunmehr 20 Jahren plane ich für Anton und Andi Kollwentz. Begonnen hat die Zusammenarbeit im Jahr 2002, als der Bauherr, Kollwentz sen., mit dem Wunsch an mich herangetreten ist, ein Bürogebäude zu entwerfen.“ Ein „roter Faden“ in Mayerhofers Herangehensweise ist, wenn man so will, dass „ich immer in Erweiterungsstrategien denke. So ergibt sich auch die Notwendigkeit, die alten Strukturen, beispielsweise die Stadeln, nicht 1:1 weiterzubauen, sondern ihre Funktionen in der heutigen Zeit heranzuziehen und und sie entsprechend zeitgemäß zu interpretieren.“

Im Jahr 2012 plante Mayerhofer im Auftrag von Andi Kollwentz in Gehdistanz zum eigentlichen Weingut eine moderne Energiezentrale. Die Form des derzeit dreiteiligen Gebäudes erinnert an Stadelbauwerke, wie sie in Großhöflein noch relativ häufig zu finden sind.

Ein Jahr später, 2013, galt es, ein stadelförmiges „Hintausgebäude“ bzw. Lagerräumlichkeiten des Weinguts auszubauen. Die Gebäudetechnik dafür wurde im Dachgeschoß untergebracht, der Giebelbereich dafür „durchlöchert“, wodurch die historisch gewachsenen Strukturen ästhetisch und funktionell vorbildlich in Szene gesetzt werden konnten. 

Zu den jüngsten Bautätigkeiten in der langen Geschichte des Weinguts Kollwentz zählt die eingangs bereits erwähnte Neubebauung des ehemals nachbarlichen Grundstücks in Form einer modernen Stadelinterpretation. Ein großes Thema stellte in diesem Fall die effiziente Belichtung der Räume mit natürlichem Tageslicht dar. Von Architekt Mayerhofer geplant, erfolgt diese einerseits über die straßenseitig verglaste und mit Alu-Lamellen verschattete Giebelfront, andererseits über ein tiefer in der Gebäudestruktur angeordnetes, durch Glasbänder bzw. -schleusen abgeschlossenes Atrium. 

Das Sockelgeschoß des Gebäudes reicht von Grundstücksgrenze zu Grundstücksgrenze. Das aufgesetzte Giebelgeschoß rückt von den seitlichen Grundstücksgrenzen ab und nimmt die Geometrie der bestehenden Stadelbebauung auf. 

Die ursprünglich voneinander getrennten Fasslagerbereiche im Keller wurden durch eine quer zur Streckhofachse liegende, rund zehn Meter lange Rampe verbunden. Somit ist es möglich, bei Durchschreiten dieser Querachse die eindrucksvollen Kellerfluchten und damit den ältesten Teil des Weinguts sowie die hauseigene Vinothek buchstäblich zu erleben. Generell charakterisieren diverse Sicht- und Gehachsen in alle Richtungen das gesamte Gebäude. „Die Funktionen dieser Achsen“, so Architekt Anton Mayerhofer, „waren mir in diesem Fall wichtiger als die Ästhetik.“

Das Kellergeschoß ist optisch durch eine Glasdecke im Verkostungsraum des Erdgeschoßes verbunden. Im offen darüber liegenden Obergeschoß befinden sich ein Büroraum, Privatbereiche mit Terrasse und diverse Nebenräumlichkeiten; im Giebelgeschoß sind eine Weinbibliothek und Gästezimmer untergebracht. Von hier aus kann man bis in den Keller hinunter schauen oder durch die Lamellen den Ausblick auf die das Weingut umgebende Landschaft genießen.

 

Presshaus unterkellert

 

„In unserem Weingut wird kein Neubau ohne Unterkellerung realisiert“, betont Andi Kollwentz, der damit das familienimmanente und langfristige Denken deutlich ins Bewusstsein rückt. 

2020 wurde das bestehende, 122 Jahre alte Presshaus aufwendig unterkellert. „Kellerneubauten, zumal dann, wenn sie unter bestehenden Gebäuden errichtet werden müssen, sind durch die notwendigen Sicherungsmaßnahmen eine oft heikle und teure Angelegenheit. Sie bieten jedoch durch ihre natürliche Klimatisierung und auch durch die zusätzliche Raumnutzung langfristig Vorteile für unser Weingut“, so Andi Kollwentz.

In Zuge der Unterkellerung des alten Presshauses, eines mit Sandstein gemauerten, rund 100 m2 großen Stadels, mussten die bestehenden Stützen im Erdgeschoß abgebrochen und mit neuen Stahlbetonstützen sowie darauf gelagerten Stahlträgern ersetzt werden. Baumeister Ing. Wolfgang Schindler aus Mörbisch hat derartige Bauvorhaben davor bereits öfter erfolgreich realisiert. Er kennt die Anforderungen und die damit verbundenen Herausforderungen sehr genau. Schindler: „Gut fünfeinhalb Meter wurde in die Tiefe gegraben. Aufgrund der engen Platzverhältnisse mussten wir in Abschnitten von maximal eineinhalb Metern arbeiten. Die Raumaussteifung während der Tätigkeiten wurde mit geteilten Elementen gewährleistet, weil durch die kleinen Öffnungen ein ganzes Aussteifungsteil weder vorher hinein, noch nachher wieder hinausgebracht hätte werden können. Meine Mitarbeiter haben auch die diversen Betonsägearbeiten durchgeführt. An einer Stelle mussten sie mit der großen, hochfrequenzgesteuerten Diamantblatt-

säge durch 1,65 m starken Beton schneiden. So entstanden u. a. zwei jeweils 2.20 x 2.20 m große Fensteröffnungen sowie die Verbindungsöffnungen zu den bereits bestehenden Kellern.“ 

Der neue Fasslagerkeller ist für eine optimale Klimatisierung und ein ebensolches Luftfeuchtemanagement mit Lehm verkleidet. Über zwei Eingänge ist er an die bestehenden Kellerbereiche angebunden. Damit verfügt das Weingut Kollwentz aktuell über eine Kellerfläche von rund 1.200 m2.

„Damit noch nicht genug“, zieht Baumeister Ing. Wolfgang Schindler ein für ihn und sein Unternehmen zufriedenstellendes Resümee, „haben wir auch die Schmiede- und Nirostaarbeiten, wie z. B. die Lampenschirme, die Handläufe, die Aufhängevorrichtungen für die Weinheber, die Abdichtung für den Lüftungsschacht, die Kaminputztüren und vieles andere maßgefertigt, teils nach eigenen Vorstellungen, teils nach Handskizzen des Architekten oder nach Wunsch des Bauherrn.“

 Fotos: Arch. Mayerhofer / BM Schindler

 

Projektpartner Weingut Andi Kollwentz

 

Bauherr: Andreas Kollwentz, Großhöflein

Architektur: Arch. DI Anton Mayerhofer ZT GmbH, Neckenmarkt und Wien

Bauausführung: Baumeister Ing. Wolfgang Schindler, Mörbisch

 

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