Schneider-Gruft saniert
Kleinod inmitten des Bad Vöslauer Friedhofs
Die Stadtgemeinde Bad Vöslau erteilte 2017 den Auftrag, für die sogenannte Schneider-Gruft, die zentral im städischen Friedhof liegt, ein Sanierungskonzept zu erstellen. Für die Abteilungsleiterin Hochbau der kosaplaner gmbh in Leobersdorf, Architektin DIin Ulrike Emminger, war das der Startschuss für umfangreiche Bestandserhebungs-, Koordinierungs- und Planungsarbeiten.
Die Schneider-Gruft ist ein sowohl architektonisch als auch historisch interessantes Bauwerk. Die epische Familiengeschichte der Schneiders, in der auch der berühmte österreichische Arzt, Erzähler und Dramatiker Arthur Schnitzler eine (Neben-)Rolle spielt, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, daher direkt zum Mausoleum am Bad Vöslauer Friedhof.
Dieses wurde um 1880 nach Plänen des zu seiner Zeit renommierten Architekten Johann Nepomuk Scheringer in neoromanisch-byzantinischem Stil errichtet. Als Bauherren traten Ludwig und Franziska Schneider in Erscheinung, was sich schon an den Bleiglasfenstern mit Darstellungen der hl. Franziska und des hl. Ludwigs abbildet. Neben den beiden fanden auch ihre zwei Töchter, Olga Waissnix und Gabriele Gräfin Haugwitz, letztere samt Gatten Georg Graf Haugwitz, hier ihre Ruhestätte. Nach dem Herrn Grafen, der 1968 verstarb, erfolgten keine weiteren Bestattungen und auch die Instandhaltungsarbeiten an der Gruft wurden in etwa zu diesem Zeitpunkt eingestellt. Für Architektin Emminger ist klar: „Das erklärt auch den generell schlechten substanziellen Zustand des Gebäudes vor Beginn der aktuellen Generalsanierung.“ Die Projektleiterin zählt nach der Bestandsprüfung die wesentlichsten Schäden und Problembereiche auf:
• statisch bedenkliche Risse im Mauerwerk, u. a. im Kuppel- und Portalbereich;
• massive Wasserschäden im gesamten Innen- und Außenbereich, dadurch stark beschädigte Malerei;
• absturzgefährdete Steinteile im Außenbereich;
• undichte Dachverblechung undfunktionsuntüchtige Dachspeier;
• keine Ableitung der Dachwässer,
• unkontrolliertes Abtropfen und Einsickern direkt im Gebäude- bzw. Fundamentbereich;
• schlechte Einbettung ins abschüssige Gelände verschärft die Wasserproblematik;
• desolate, fehlende sowie nicht beurteilbare, da im Vorfeld demontierte Ausstattungselemente.
Sanierungsmaßnahmen
Die Sanierung der Schneider-Gruft erfolgte weitestgehend nach einem von Emminger verfassten, 17-seitigen Konzept, das sämtliche Schäden und Vorschläge für deren Behebung beinhaltet.
Betroffen sind alle Gebäudeteile – von der unterirdischen Ruhestätte bis zur Kuppel und den Dachflächen – sowie sämtliche Materialien, von den Metallteilen (Kupferblech, Stahl, Gusseisen ...)
über die Steinteile (zumeist
St. Margarethener Sandstein) bis hin zu den Glasmalereien und dem Eingangstor aus Holz.
Seitens des Bundesdenkmalamts (BDA) gab es im September 2020 von der Abteilung für NÖ, DI DDr. Patrick Schicht und Mag. Dr. Martin Krenn, grünes Licht für die Umsetzung der geplanten Restaurierungen und Erneuerungen. Diese wurden zwischen Juli 2021 und Oktober 2022 in zwei Phasen realisiert – und zwar während des regulären Friedhofsbetriebs, wodurch ein eher „unauffälliges“, v.a. leises Arbeiten gefordert war.
Das Ziel der Ertüchtigungen, den Bestand zu sichern und zu erhalten, wurde erreicht. Nicht beauftragt und daher nicht angegangen wurden die Ergänzung fehlender Skulpturenteile sowie die Instandsetzung der Malereien innen wie außen.
Fotos: Kosaplaner; M. Murczek
Projektpartner Schneider-Gruft, Bad Vöslau
Bauherr: Stadtgemeinde Bad Vöslau
Planung / Projektleitung: kosaplaner gmbh