Im Interview
ALFRED KOLLAR, OSG
Wirtschaftliche Impulse setzen und soziale Verantwortung zeigen
Die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) ist Burgenlands größte Baugenossenschaft. Als solche setzt sie wesentliche wirtschaftliche Impulse und übernimmt auch soziale Verantwortung. OSG-Vorstand und Geschäftsführer KommR Dr. Alfred KOLLAR führt im altbauneu-Interview aus, wie diese Aspekte Tag für Tag mit Leben erfüllt werden.
„Denn wir lieben unser Burgenland!“ – dieser Satz steht am Ende eines Statements zum 2021 gefeierten Jubiläum
70 Jahre OSG. Was besonders liebt die OSG am Burgenland?
Kollar: Das Land und die Leute, die Verschiedenartigkeit des Landes – das Burgenland ist im Süden ein gänzlich manderes als im Norden und auch die Menschen sind es.
Die Aufgeschlossenheit, die sprichwörtliche Geselligkeit – die findet man quer durchs Land.
Das Jubiläum, das die OSG feierte, wirft die Frage nach den Meilensteinen auf, die diese sieben Jahrzehnte prägten. Welche fallen Ihnen da spontan ein?
Kollar: Meilensteine, die mir spontan einfallen, sind zweifellos der Beginn der Errichtung von kommunalen Projekten, von Bauvorhaben wie Feuerwehrhäusern, Kindergärten, Schulen oder Gemeindeämter; ebenso wie der Start tief in den sozialen Bereich durch die Errichtung von Altenwohn- und Pflegeheimen, Behindertenwohnheimen und Heimen für Kinder und Jugendliche; außerdem die strategische Ausrichtung auf Ortskerngestaltung und Nachnutzung von Altbestand; und schließlich der Green Way als Zeichen von Ökologie und Nachhaltigkeit im Wohnbau.
Aus einer Art Nachbarschaftshilfe wurde DIE maßgebliche Wohnbaugenossenschaft des Burgenlands. Was macht die Erfolge der OSG aus?
Kollar: Ein Erfolgsgeheimnis, nach dem ich immer auch gefragt werde, gibt es nicht. Wichtig in meiner und insgesamt in unserer Tätigkeit ist mir allerdings, keinen Unterschied zu machen zwischen „kleinen“ Projekten und „großen“ Bauvorhaben und daher konsequenterweise keinen Unterschied zu machen zwischen dem Bauen in den kleineren Strukturen des Mittel- und Südburgenlandes und den doch größeren Einheiten in den Nordbezirken.
Ganz wichtig ist uns auch das rasche Reagieren, das ich mir selbst immer wieder zur Aufgabe mache und das ich auch von den MitarbeiterInnen einfordere.
Und außerdem ist für uns bei der Entscheidungsfindung für unsere Projekte parteipolitisches Kalkül fremd.
In Zeiten, in denen das Wohnen zu einem der vordringlichsten gesellschaftlichen Themen avanciert ist, bedarf es entsprechender Ansätze. Welche grundsätzlichen Überlegungen stehen hinter den unterschiedlichen Wohnkonzepten der OSG?
Kollar: Die Wohnkonzepte ergeben sich einerseits aus dem Hineinhören in die Wünsche unserer Kunden und andererseits aus den unmittelbar örtlichen Gegebenheiten. Dieses Hineinhören hat zum Beispiel zuletzt dazu geführt, dass wir sehr stark das Doppelhaus beim Reihenhausbau in den Fokus genommen haben und insbesondere auch die eingeschoßige Bauweise dieser Häuser in Form von Bungalows.
Zum anderen werden Wohnkonzepte durch die Lage bzw. Wohngegend vorgegeben – im Zentrum eines Ortes werde ich primär an die Wohnversorgung älterer Menschen denken, die durch diese Lage fußläufig viele Wege des täglichen Lebens erledigen können. Baue ich im Grünen, an der Peripherie, werden es Familien sein, die im Mittelpunkt unserer Wohnkonzepte stehen.
Die OSG ist ein Unternehmen, das sich auch gesellschaftlichen Problematiken gegenüber offen zeigt. Charity Run, Beschäftigung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Umweltschutzkampagnen, wie „Das WC ist kein Mistkübel“, etc. gehören heute zu den Belangen, derer sich die OSG annimmt. Mit welchem Bewusstsein tut sie das?
Kollar: Ich bin mir bewusst, dass die OSG durch die Tatsache ihrer mittlerweile knapp 17.000 Wohnungen und Reihenhäuser und der darin wohnenden etwa 38.000 Menschen eine besondere Stellung im Burgenland einnimmt und dass ihr dadurch in einem gewissen Ausmaß schon eine besondere Bedeutung zukommt. Ich leite daraus auch eine Art Vorbildfunktion und Vorbildverpflichtung ab und sehe diese beispielsweise bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen erfüllt. Wir beschäftigen Menschen mit Behinderungen sowohl im Bürobetrieb als auch bei der Anlagenbetreuung und wollen damit auch Vorbild für andere Betriebe sein.
Dies gilt auch, wenn wir bei der Umsetzung unserer Wohnkonzepte Strategien propagieren, wie den Green Way, der Ausdruck unseres Denkens, aber gleichzeitig auch ein Anreiz für andere sein soll, umweltgerecht zu agieren und zu bauen.
Dazu kommt, dass wir ein grundsätzlich sehr sozial ausgerichteter Betrieb sind und in mir selbst eine sehr soziale Ader fließt. Dies führt dann dazu, dass es in unserem Unternehmen einen eigenen Sozialfond gibt, der daraus entstanden ist, dass wir auf Weihnachtsgeschenke verzichtet haben und mit diesem Geld diesen Fond dotieren – und das seit mittlerweile mehr als 20 Jahren.
Und dies hat auch letztlich dazu geführt, dass ich meine Charity-Aktion ins Leben gerufen habe, als deren Ergebnis ich mittlerweile sieben kranken, behinderten oder benachteiligten Kindern helfen konnte.
Auch an aussagekräftigen Zahlen mangelt es in Bezug auf die OSG nicht. Welche Kennzahlen würden Sie als die wesentlichen nennen?
Kollar: Das Zahlenwerk, das wir anlässlich unserer Bilanzerstellungen regelmäßig präsentieren können, ist, so denke ich, durchaus sehr bemerkenswert, es ist auch aussagekräftig in mehrerlei Hinsicht. Als Unternehmensverantwortlicher sind mir natürlich Kennzahlen zur Wirtschaftlichkeit des Unternehmens und der Unternehmensführung ganz wichtig.
Aber wenn ich nach für mich letztlich wesentlichen Zahlen gefragt werde, so betone ich stets, dass es die durchschnittlichen Miethöhen und die Auftragssummen an die burgenländische Wirtschaft sind, die für mich besonders wichtig sind. Monatsmieten in der Höhe von 5 – 6 Euro/m² sind die Grundlage dafür und Ausdruck dessen, dass Wohnen leistbar ist – und das ist ja unsere primäre Aufgabe.
Und ein Auftragsvolumen wie im Jahr 2020 von 160 Mio. Euro bedeutet letztlich, dass dadurch etwa 2.500 Arbeitsplätze im Burgenland gesichert sind.
Sie sehen die OSG mittel- und längerfristig wo?
Kollar: Ich sehe die OSG mittel- und langfristig dort, wo wir uns durch unsere Aktivitäten, durch
unsere Projekte positioniert haben – als Partner der Gemeinden bei der Schaffung von leistbarem Wohnraum, bei der Gestaltung der Ortskerne und bei der Revitalisierung alter Gebäudesubstanzen. Ich sehe die OSG weiters führend bei der Weiterentwicklung der ökologischen Bauweise – und das alles verbunden mit hoher sozialer Verantwortung.
Herr KommR Dr. Kollar, danke für das Gespräch!
Die Fragen stellte altbauneu-Herausgeber Manfred MURCZEK
Fotos: OSG