Kulturhaus Schüttkasten
Neuer Veranstaltungsraum in und für Retz

 

Im nordwestlichen Weinviertel, nur einen Steinwurf von der österreichisch-tschechischen Grenze entfernt, liegt die Weinstadt Retz. Bekannt sind vor allem das unter-irdische Labyrinth des Retzer Erlebniskellers, einem der größten historischen Weinkeller Mitteleuropas, und – weithin sichtbar – die Retzer Windmühle, die die letzte vollständig und original erhaltene ihrer Art in Österreich ist. An dieser Stelle wurde auch schon über den Althof Retz, einen sehr schön restaurierten und behutsam modernisierten Gastronomie- und Hotelleriebetrieb unweit des Retzer Hauptplatzes berichtet. Diesmal lenken wir, geführt von Stadtamtsdirektor Andreas Sedlmayer,  unsere Schritte in die Retzer Pfarrgasse, um den dortigen, mit Hilfe von EU-Fördergeldern frisch sanierten Schüttkasten zu besuchen.

Dieses schöne, zweigeschoßige und giebelständige Gebäude aus dem 17. Jahrhundert stellt mit seinem markanten Satteldach samt Dreiecksgiebel und Dachgaupen sowie den gefaschten Fensterumrahmungen ein repräsentatives Zeugnis des historisch überaus interessanten Städtchens Retz dar.

Fotos von der Zeit vor der Revitalisierung zeigen ein heruntergekommenes, unter Denkmalschutz stehendes Objekt, das viele Jahre lang für unterschiedlichste Zwecke genutzt wurde, beispielsweise als Vereinshaus, als Kino oder auch für gelegentliche Rockkonzerte und dergleichen, und das zuletzt längere Zeit leerstand. „Genutzt“ wurde das Haus, vor allem unter dem Dach, jahrelang auch von Tauben, die dort ihre Exkremente in beträchtlicher Menge hinterließen.  

 

Hauptnutzer Musikschule

 

Die Sanierung selbst, für die planerisch das ortsansäßige Architekturbüro von Christophe Oberstaller und Andreas Sammer verantwortlich zeichnet, beschränkte sich – finanztechnisch bedingt – vorerst auf das Erdgeschoß, die Fassade und den neuen Vorplatz. Potential für weitere Sanierungsschritte bietet der romantische Keller, der von der Rückseite des Gebäudes aus zugänglich ist, sowie der großzügige Garten- und Grünraum rund um den ehemaligen Getreidespeicher der 4.000-Einwohner-Stadt.

In die Umsetzung des Bauvorhabens eng eingebunden war natürlich das Bundesdenkmalamt und die neuen Hauptnutzer des Gebäudes, das grenzüberschreitende EU-Projekt COL und die Musikschule Retz. Letztgenannte hat auch die organisatorischen und verwaltungstechnischen Belange des nunmehr als Veranstaltungsort fungierenden „Kulturhaus Schüttkasten Retz“ übernommen.

Bestimmende  Faktoren der Revitalisierung sind nach außen hin die in frischem Glanz erstrahlende Gebäudehülle und das neu eingedeckte Dach. Fehlende Zierteile  am Giebel und an der straßenseitigen Einfriedung wurden durch einen Restaurator ergänzt.

 

Neue Eingangssituation

 

Eine wesentliche Änderung betrifft die Eingangssituation. Statt wie früher über Eingänge an der Gebäudefront, betritt man die modernisierte Location nun über einen neuen, seitlich gen Südwesten gelegenen Vorplatz mit hoher Aufenthaltsqualität bzw. dort situierte Eingänge, die u. a. durch die Aufweitung dreier ehemaliger Fenster zu Türen gewonnen wurden. Neben einem Plus an Sicherheit für die Besucherinnen und Besucher kann dadurch zugleich mehr Tageslicht ins Gebäudeinnere strömen. Ein von den Architekten durchaus gewünschter und höchst willkommener „Nebeneffekt“. 

Die Türöffnungen an der Straße blieben optisch zwar erhalten, büßten jedoch allesamt ihre Funktion ein, da sie schlicht und ergreifend zugemauert wurden. Im architektonischen Fachjargon bezeichnet man so etwas als „Blindtüren“.

 

Historisches Gewölbe

 

Im Inneren beherrscht der solitäre Raum mit dem historischen Gewölbe die Szenerie. Mit Chor bzw. Galerie, Bühne, Gastro-, Garderobe- und Sanitäreinrichtungen ist er das Herzstück des Projekts. Gut 120 Besucherinnen und Besucher finden hier bei kulturellen und diversen Veranstaltungen jeglicher Art Platz.

Besondere Herausforderungen galt es zu meistern, um den hohen Ansprüchen, die die Retzer Musikschule naturgemäß an die Akustik und auch an die damit verbundene (Medien-)Technik  stellten, gerecht zu werden.

Diese modernen, technischen Elemente heben sich von den historischen Gewölbeteilen nicht zuletzt durch eine differente Material- und Farbwahl ab. In schwarz und anthrazitfarben gehalten, bilden die Einbauten in Leichtbauweise und die Bestuhlung einen durchaus so

gewollten Kontrast zum hellen Gemäuer mit seinen vorgespannten Akustikplatten.

„Die Tiefe des alten hohen Schüttkastens sollte spürbar bleiben, wir wollten auf keinen Fall Wände aufziehen, die bis zum Gewölbe hinaufragen. Die räumliche Wirkung war uns hier besonders wichtig! Alt und neu sind klar abgegrenzt und erkennbar, gleichzeitig bietet modern mit historisch ein sehr gutes Spannungsfeld,“ erklärt Christophe Oberstaller den Entwurf.

So verwaltungsintensiv die Sanierung des Schüttkastens dank der Einbettung des Projekts ins Interreg AT-CZ-Programm „COL – Zentrum für Erneuerung des gemeinsamen Kulturerbes“ laut Stadtamtsdirektor Sedlmayer auch war, so erfreulich ist das Ergebnis.   

            
          Fotos: Christophe Oberstaller

Projektpartner Schüttkasten Retz

 

Bauherr: Stadtgemeinde Retz

Architektur neu: Architekten Oberstaller Sammer

Nutzer: Musikschule Retz und Projekt COL

Lärmschutz: Franner HandelsgesmbH

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