Giraffenhaus Schönbrunn
Unterkunft für Exoten saniert und modernisiert

 

Wiener Designer und Modeschöpfer ließen sich in den ausgehenden 1820er-Jahren von der angekündigten Ankunft der ersten Giraffe aus Nordafrika im Tiergarten Schönbrunn zu phantastischen und prachtvollen Entwürfen inspirieren. Als das exotische Tier nach monatelanger Odyssee 1828 tatsächlich im Wien eintraf, bezog es ein speziell auf seine Bedürfnisse adaptiertes Giraffenhaus. Hier sollte sich das diplomatische Geschenk des Vizekönigs von Ägypten an den österreichischen Kaiser so richtig wohl fühlen. Ob es das tat, bleibt freilich dahingestellt. Diese Zweifel sollten mit dem aktuellen Um- und Erweiterungsbau nach Plänen der Architekten DI Peter Hartmann und
DI Frank Leopold – Planvervielfältigung und Plotting lagen in den bewährten Händen der Grandits-Team

Reprografie Ges.m.b.H. – weitestgehend ausgeräumt sein. 

 

Umfassende Restaurierung

 

Das historische Giraffenhaus wurde von allen rezenten Zubauten befreit und von der Burghauptmannschaft in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt in seiner ursprünglichen Form restauriert.

Nach dem Abbruch der neuzeitllichen „Anhängsel“ erfolgte die Sanierung des Bestands. Konkrete Maßnahmen betrafen die Entfernung des Innenputzes und aller haustechnischen Installationen sowie nicht erhaltenswürdiger Mauerwerksteile.

Im Anschluss daran wurden neue Mauerwerksteile als keramisches Mauerwerk materialgerecht wiederhergestellt. Die Implementierung neuer,  widmungsgerechter haustechnischer Installationen stand ebenso im Fokus. Dazu zählt auch der Einbau einer zusätzlichen Warmwasser-Wandheizung. Da Feuchtigkeit bei historischen Bausubstanzen beinahe immer ein Rolle spielt, wurde ein neuer, mehrlagiger Entfeuchtungs-Innenputz aufgebracht. Auch die Herstellung hinterlüfteter Wandverkleidungen aus Holz sorgt in den Innengehegen für ein trockenes und angenehmes Raumklima.

Außen musste der Putz im Sockelbereich vollflächig entfernt und ein neuer, mehrlagiger Entfeuchtungs-Sockelputz aufgetragen werden. Außerhalb des Sockels wurden verbliebene Putze befundet und nachträgliche, unsachgemäß eingebrachte Putzflächen entfernt. In enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt erfolgte in diesen Bereichen des Bestandsgebäudes die Aufbringung adäquater Putze.

Mit ihrem spezialisierten Team führte die Rudolf Weidenauer Malerei und Anstrich GesmbH aus Horn Malerarbeiten sowohl an der Fassade als auch im Innenbereich (Wände, Metalltüre, Aufzug) des historischen Giraffenhauses sowie im Inneren der Fasanerie, des Giraffen-Wintergartens sowie des Ostafrikahauses durch. Sämtliche Arbeiten wurden mit qualitativ hochwertigen Materialien ausgeführt.

Ungedämmte Bestandsböden machten einer gedämmten und drainagierten Fußbodenkonstruktion mit tiergerechtem Oberbelag aus Gussasphalt Platz. Auf den Einbau einer Fußbodenheizung wurde aus tierhalterischen Überlegungen verzichtet.

Fensterfaschen und Gesimse wurden in der Formensprache des Bestands ergänzt bzw. erneuert. Die Fassade erfuhr eine farbliche Auffrischung nach historischem Vorbild. Der Dachstuhl aus Holz und die Dachdeckung wurden instandgesetzt, außenliegende Fenster und Türen unter Bedachtnahme auf historische Sprossenteilungen und Dimensionierungen fachmännisch restauriert. Dabei gelang es, durch die Verwendung von aufwändig gestalteten, thermisch entkoppelten Stahlprofilen beste Restaurierungsqualität mit den hohen Anforderungen der Tierhaltung zu paaren.

Das mustergültig restaurierte historische Haus dient den typischen Savannenbewohnern nun als Rückzugsgebiet und beherbergt darüber hinaus Service- und Technikräumlichkeiten für den tiergärtnerischen Betrieb.

Gemeinsam mit dem neuen Wintergarten stehen den Giraffen somit großzügige, helle und top-klimatisierte Innenanlagen zur Verfügung. 

 

Schirmakazie als Vorbild

 

Mit ihrem ausladenden Blätterdach ist die Schirmakazie ein statisches Wunder der Natur und ein typischer Schattenspender im natürlichen Lebensraum der Giraffen. Der neue Wintergarten interpretiert dieses erstaunliche

„Konstruktionsprinzip“ der Schirmakazie in Form eines Dachs, das durch eine nach oben zunehmende Verästelung aus Stahl getragen wird. Ein feingliedriges Konstrukt bildet die Basis für die photovoltaikbestückte Dachverglasung. Die

PV-Module sind unregelmäßig in die Glasflächen eingestreut, sodass ein einem natürlichen Blätterdach nachempfundenes Spiel von Licht  und Schatten entsteht. 

Mit großflächigen Fassadenverglasungen, die teilweise auch geöffnet werden können, entstand ein lichtdurchflutetes Innengehege. Aus dem anschließenden Laubengang sieht der Tiergartenbesucher ohne Trennwand in den Giraffen-Wintergarten. Die Galerie ist über eine Stiege und einen barrierefreien Aufzug erschlossen. Hier kann man den Giraffen im wahrsten Sinn des Wortes auf Augenhöhe begegnen. 

Der große, ostseitig gelegene Außenbereich war und ist ein wesentlicher Bestandteil des historischen Gestaltungskonzepts aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dieses Konzept konnte durch den Umbau in seiner ursprünglichen Form verdeutlicht und verstärkt werden. Das Außengehege wurde demzufolge als eine sanft strukturierte, authentische Landschaft gestaltet und bietet den Bewohnern des Geheges sogar eine Wasserstelle, wie sie für die afrikanische Savanne typisch ist. 

Um einen zeitgemäßen tiergärtnerischen Betrieb auf dem letzten Stand der Technik sicherzustellen, konnte das ehemalige Sumpfvogelhaus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Giraffenpark als Ostafrika-Haus neu errichtet werden. Formensprache und Materialität der Oberflächen angrenzender Objekte (z. B. des Koala-Hauses) wurden berücksichtigt, um den schon bisher bestehenden Ensemblecharakter zu erhalten bzw. zu unterstreichen. 

Die Fasanerie und Teile des neuen Wintergartens sind unterkellert. Hier befinden sich die Haustechnik-Zentrale und ein Serverraum. Auch betriebsinterne Funktionsräume sind in diesem Bereich untergebracht. 

 

Effiziente Technik

 

In das Glasdach des Wintergartens hat die ertex solartechnik GmbH eine 237 m2 große Photovoltaikanlage integriert, die pro Jahr rund 18.000 kWh Strom erzeugt. Damit wird der gesamte Stromverbrauch des Giraffenparks selbst produziert. 

Unter dem Boden des Wintergartens befindet sich ein rund 60 m3 großer Schotterspeicher. Etwa 120 Tonnen Schotter speichern hier die Hitze des Tages und wandeln sie in der Nacht in Wärme um. Für diese beiden umweltfreundlichen Technologien wurde der Bauherr, die Burghauptmannschaft Österreich, mit dem Umweltpreis der Stadt Wien ausgezeichnet.

Für Lüftungs- und Heizungsanlagen sowie die Fußbodenheizung im Giraffenhaus – und btw. Klimatisierung bzw. Wasseraufbereitung im Polarium des Tiergartens Schönbrunn, in dem sich die Pinguine wie zu Hause fühlen – zeichnet die CALIQUA Anlagentechnik GmbH verantwortlich. 

Fotos: Tiergarten Schönbrunn / Zupanc

 

 

Projektpartner Giraffenhaus Schönbrunn

 

Bauherr: Burghauptmannschaft Österreich

Architektur: DI Peter Hartmann, DI Frank Leopold

Pläne und Plotts: Grandits Team Reprografie Ges.m.b.H.

HKLS: Caliqua Anlagentechnik GmbH

PV-Anlage: ertex solartechnik GmbH

Malerei: Rudolf Weidenauer Malerei und Anstrich GesmbH

DIE SCHREIBMEISTER OG • A-2491 Neufeld an der Leitha • Lisztgasse 2       www.schreibmeister.info


IHRE ANSPRECHPARTNER:

 

Irene Murczek                        Manfred Murczek                    

i.murczek@speed.at             murczek@speed.at                 

+43 676 956 59 72                   +43 676 610 62 97