Gasthaus Figlmüller, Wien I.
Patchwork aus klassischen und modernen Elementen

 

Die Bäckerstraße liegt im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.  Sie ist heute ein touristischer Hotspot der Bundeshauptstadt, der auf einen frühmittelalterlichen Marktplatz zurückgeht. Die besterhaltenen Renaissance-Bürgerhäuser der Wiener Innenstadt befinden sich hier – und auch das legendäre Gasthaus Figlmüller, das als „Tempel des original Wiener Schnitzels“ weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist. 

Das frühhistoristische Mietshaus Bäckerstraße 6 wurde –  wie auch das Nachbargebäude, Bäckerstraße 4 – 1846 von Franz Schlierholz errichtet. Die Fassaden der beiden Häuser sind durchgehend genutet, die Fenster gerade verdacht. 

BWM Architekten haben das beliebte Gasthaus Figlmüller in der Bäckerstrasse 6 einer Neugestaltung unterzogen und gleichzeitig das bestehende Lokal um eine ganze Hausnummer erweitert. Klassische Wiener Materialien, stimmig gepaart mit modernen Elementen, bilden ein Patchwork, das für ein gemütliches und entspanntes Ambiente zum Genießen sorgt. Insgesamt rund 250 Plätze stehen seit Abschluss der Um- und Zubauarbeiten im Sommer 2020 zur Verfügung.

Unter Touristen wie Einheimischen gilt „der Figlmüller“ als erste Anlaufstelle für eine originale Wiener Küche, die sich der Tradition verpflichtet fühlt, dabei aber mit der Zeit geht. Genau so, wie sich jeder Küchenstil immerzu weiterentwickelt, zugleich aber verwurzelt bleibt in der Geschichte, vermittelt nun auch das Erscheinungsbild des Lokals ein Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation, zwischen Altem und Neuem.

 

Tradition trifft Moderne

 

„Ziel war es, das seit mehr als 100 Jahren bewährte Figlmüller-Konzept im Kern zu erhalten, es aber in einen modernen Rahmen einzubetten“, erklärt BWM-Architekt Erich Bernard, „die authentische Wiener Atmosphäre sollte bewahrt, die Erwartungen der Gäste erfüllt werden. Zugleich wollten wir etwas Neues und Zeitgemäßes schaffen. Denn ein jedes alteingesessenes Wirtshaus ist eine Art Patchwork, hier allerdings wurde das Patchwork zum Konzept erhoben.“

Klassische Wiener Wirtshaus-Materialen, wie Holz und Fliesen, wurden neuinterpretiert und stimmig mit modernen Elementen gepaart, um eine zugleich vertraute wie erfrischend zeitgemäße Atmosphäre zu schaffen. „Dementsprechend behält Altbewährtes weiterhin seine Berechtigung, wird aber um eine Übersetzung ins Heute ergänzt“, betont Ingrid Schmid, BWM Architekten. So wurde etwa die Lambris, also die für Wiener Wirtshäuser typische, halbhohe und hölzerne Wandvertäfelung von BWM als traditionelles Prinzip beibehalten; deren Profilierung

allerdings gänzlich neu entworfen, ihr traditionelles Muster gewisserweise umgedreht und nach außen gekehrt, was ihr ein neues und frisches Aussehen verleiht.

 

K(l)eine Überraschungen

 

Das Konzept fortschreibend, wurden gemeinsam mit den Architekten und dem Wiener Lichtplaner Christian Ploderer sowie den Spezialisten von 2F Leuchten aus Salzburg für die Familie Figlmüller einzigartige Lichtunikate entwickelt, deren Gestell aus brüniertem Messing  besteht und deren Stoffschirme mit gebeiztem Wiener Geflecht bespannt sind. Gemeinsam mit den handgefertigten Metallkonstruktionen verleihen die Lichtquellen mit dem Wiener Geflecht aus dem Hause 2F Leuchten dem Lokal Gemütlichkeit und Wärme. 

Ins „rechte Licht gerückt“ präsentieren sich seit Abschluss der Umbau- und Sanierungsarbeiten im Figlmüller in der Wiener Bäckerstraße auch Wände und Böden. 

Im Bereich der Schank wurde der bestehende Steinboden aus rotem Adneter Marmor ergänzt, neue Räume wurden mit geöltem Fischgrät-Parkett ausgelegt und mit Feldern aus Triestiner Aurisina-Marmor durchzoniert.

Um dem Raum eine tiefe Wirkung zu verleihen, wurde die mit leichtem Grünton pigmentierte Wandfarbe mit spürbarem Pinselstrich und in feinem Glanz aufgetragen. Neugeschaffene Durchbrüche verbinden den neuen und den ursprünglichen Teil des Gasthauses. Schräg gestellte Flanken der Öffnungen lenken die Blicke und wirken wie Bilder an der Wand, die sich zum jeweils angrenzenden Raum hin öffnen.

 

Gelungene Erweiterung

 

Dank des Zusammenschlusses der beiden Gebäude mit den Hausnummern 6 und 4 bietet das Lokal nun Platz für 250 Gäste, verteilt auf 450 Quadratmeter. Im neuen Bereich der Bäckerstraße 4 wurde eine Galerie eingezogen, das Prinzip des bestehenden Doppelstocks auf Nummer 6 dieserart weitergeführt. In beiden Geschoßen sorgen Durchbrüche für Übergänge zwischen den zwei Häusern und schaffen entsprechende Sichtverbindungen. Für zusätzliche optische Erweiterung der Räume sorgen längliche, nahezu unmerklich getönte und in dünnem Schwarz-Stahl gerahmte Spiegel.

So wie bisher befindet sich der Haupteingang des Lokals auf Hausnummer 6. Für ein einheitliches Äußeres sorgt eine farbliche Verbindung der Fassade der beiden Hausnummern im für Wiener Gasthäuser typischen Midnight Green. Auch die neuen Außenleuchten, die mit dem gleichen Durchmesser, wenngleich mit modern interpretierten Auslegern, die Achse der Original Wiener Kugelleuchten weiterführen.

 

Wirtshausflair reloaded

 

„Maßgeblicher Teil des Konzepts sind klassische Materialien wie Holz in verschiedenen Oberflächen, Marmor, Messing sowie Fliesen, immer unter Berücksichtigung der Geschichte und der Marke Figlmüller“, erklärt Kristina Tomaselli von BWM Architekten. Die Platten der vorhandenen Tische wurden neu gebeizt, ihre Beine in Schwarz-Stahl erneuert. Neue Tische wurden mit einer Ahornplatte versehen. Bei der Bestuhlung entschied man sich für gebrauchte, typisch urige Wirtshausstühle, die frisch gebeizt und lackiert wurden.

Die beiden neuerrichteten Schankbereiche wurden mit warm anmutendem Kirschholz verkleidet – Wirtshausflair reloaded, sozusagen. Die Fliese, ein klassisches Element der Wiener Wirtshauskultur und zurzeit wieder stark angesagt, kommt gleich mehrfach zum Einsatz. Fliesen in dunklem Grün bekleiden Schank und Durchgänge, darauf abgestimmt sind die Bodenschwellen in dunkelgrünem „Verde Assoluto-Naturstein“.

Alles in allem: Die neue „Einser-Panier“ des „doppelten Figlmüller“ passt, sitzt und hat Luft ...              

Quellen: 

BWM Architekten; 

2F Leuchten, 

Wikipedia 

Fotos: Figlmüller + BWM Architekten / Severin Wurnig

 

 

Projektpartner Gasthaus Figlmüller, Bäckerstraße 6, Wien I.

 

Bauherr: Figlmüller GmbH

Architektur: BWM Architekten

 

Leuchten: 2F Leuchten

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