Burg Bruck an der Leitha
Vom Mittelalter über die Gegenwart in die Zukunft
Bruck an der Leitha, eine im Osten Niederösterreichs gelegene Bezirksvorstadt, ist reich an Bauwerken, die Zeugen längst vergangener Tage sind. Die Synagoge zählt dazu, das private Harrach‘sche Stadtschloss Prugg mit seiner öffentlich zugänglichen Parkanlage, der Ungarturm als Teil der historischen Stadtbefestigung, das in einer früheren Ausgabe von altbauneu bereits präsentierte Rathaus und einige mehr.
Eines dieser geschichtsträchtigen Gebäude ist die sogenannte Burg Bruck. Historiker vermuten, dass unmittelbar nach der Fertigstellung der Brucker Stadtmauer im 11. Jahrhundert, anschließend an das dort befindliche Hainburger Tor, die „Alte Burg“ errichtet wurde – das sogenannte „Feste Haus“. Als „Feste Häuser“ bezeichnet man frühmittelalterliche Vorläufer mittelalterlicher Burgen.
Verbrieft ist, dass das Gebäude 1316 dem Augustiner-Eremiten-Orden zur Errichtung einer Klosteranlage zugewiesen wurde. Anfangs war lediglich das „Feste Haus“ als „Wohnbau“ nutzbar. Es entstanden in der Folge ein West- und ein Osttrakt, die noch heute Teile des Innenhofs umschließen.
Die Fertigstellung der Klosterkirche geht auf das Jahr 1332 zurück – auch von ihr sind noch Restbestände im Gebäude erhalten, obwohl sie nach der endgültigen Auflassung des Klosters anno 1788 weitestgehend abgetragen bzw. rigoros zu einem Wohngebäude umfunktioniert wurde.
Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungen in der Folgezeit, beispielsweise als Bürgerspital (1546 – 1641), Kadettenschule, Militärwohnungen und kaiserlich-königliches Hoflager, kam es laufend zu mehr oder weniger umfangreichen Um- und Zubauten, je nach Zeitpunkt in unterschiedlichen Stilen. Nach dem Ende der Mo-narchie 1918/‘19 gelangte die zentral an der Ecke Hainburger Straße / Johngasse gelegene Burg ins Eigentum der Stadtgemeinde Bruck an der Leitha und wurde zu einem Wohngebäude umfunktioniert.
Wohnbaugesellschaft Arthur Krupp übernimmt
Aufgrund der gegebenen Situation, die sich mit den Anforderungen an zeitgemäßes Wohnen nicht mehr vereinbaren ließ, wurden seitens des Eigentümers verschiedene Möglichkeiten einer alternativen Nutzung evaluiert, die jedoch letztendlich nicht realisiert werden konnten.
Im Jahr 2017 hat die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft „Arthur Krupp“ Ges.m.b.H., ein Unternehmen der „Wien-Süd“-Gruppe, dieses denkmalgeschützte Gebäude im Zentrum von Bruck an der Leitha schlussendlich im Baurecht übernommen und das Objekt seit damals einer Generalsanierung unterzogen. Seitens des Bauherrn wird betont: „Die Initiative zur Übernahme der Burg Bruck durch unsere Wohnungsgesellschaft ist vom Brucker Alt-Bürgermeister Richard Hemmer ausgegangen, der uns mit seinem Charme und seiner Erfahrung davon überzeugt hat, hier einzustei-
gen. Nachträglich lässt sich sagen, dass es eine herausfordernde und durchaus schwierige Geburt war.
Umso glücklicher sind wir mit dem Ergebnis – und dass es gelungen ist, nach dem Brucker Rathaus nun auch die Burg Bruck zu sanieren.“
Überraschungen inklusive
Wer schon jemals an der Sanierung eines Jahrhunderte alten Gebäudes gearbeitet hat, weiß eines ganz gewiss: Die Realisierung der Bauarbeiten geht nicht ohne Überraschungen ab – so auch im Fall der Burg Bruck. Beim Rundgang mit Projektleiter Ing. Roland Windpassinger erfährt man so Manches, das einen staunen lässt. Windpassinger zu altbauneu: „Im Verlauf der vergangenen eineinhalb, zwei Jahre ist uns an etlichen Stellen Unvorhersehbares widerfahren. Bei der Errichtung des Kanals im Bereich der Johngasse stießen wir zum Beispiel auf Reste des mittel-alterlichen Kirchenbaus.“
Dokumentiert und zum Teil gesichert wurden auch originale Wandmalereien, die unter etlichen Schichten Putz zum Vorschein kamen und die zeigen, dass es in der „grauen Vorzeit“ nicht immer nur grau, sondern mitunter auch einmal recht bunt war.
Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble mit seinen teils meterdicken Mauern bedurfte einer intensiven Rundumbehandlung, die im Keller begann und bei der historischen Dachkonstruktion endete. Diese Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen umfassten unterschiedlichste Arbeiten, wie zum Beispiel
• die Absicherung von tragenden, auf sich durchbiegendem Holz gelagerter Mauern durch den Einbau aussteifender Wände aus Stahlbeton,
• die Mauertrockenlegung mittels Durchschneideverfahren,
• die Ergänzung fehlender Mauerteile,
• das Restaurieren von Bestandsböden und Verlegen neuer Böden in den Gängen und Stiegenhäusern bzw. mit Fußbodenheizung in den Wohnbereichen,
• die Ertüchtigung der historischen Dippelbaumdecken,
• das Einziehen von Brandschutzdecken,
• die Realisierung einer wirkungsvollen Innendämmung,
• den Einbau neuer, den Originalen möglichst exakt nachgebauter Kastenfenster aus Holz,
• den Innenausbau, der zumGroßteil mittels Trockenbau erfolgte,
• die Errichtung einer modernen technischen Infrastruktur – beginnend bei der Kanalisation über eine Fernwärmezuleitung bis hin zu den Verkabelungen für IT, Medien und Kommunikation,
• und last but not least die besonders nach außen wirkende Erneuerung der Fassade.
Haus der Generationen
Aus dem ehemaligen Brucker Augustinerkloster ist durch die Generalsanierung eine Wohnanlage für alle Generationen mit 34 modernen, energieeffizienten Wohneinheiten mit 1 – 3 Zimmern, einem viergruppigen Kindergarten und einer zweigruppigen Tagesbetreuungseinheit entstanden, dazu eine Kinderarztpraxis – und dies alles barrierefrei nutzbar. Dem Bauherrn und den Planern ging es auch darum, den besonderen architektonischen Charakter des Hauses zu bewahren und dennoch Sorge dafür zu tragen, dass ein Gebäude mit hochwertiger und moderner Grundausstattung entsteht.
Die Wohnungen verfügen über Fußbodenheizung, SAT-Antennenanschluss, Internet mit Glasfasertechnologie, kontrollierte Wohnraumlüftung, Lift etc.: „Diese modernen Features ‚schmerzfrei‘ in die alten Gemäuer zu integrieren und zu implementieren“, erinnert sich Projektleiter Roland Windpassinger, „war eine der besonderen Herausforderungen, die wir im Laufe der Umbauarbeiten zu meistern hatten.“
Im Sommer 2020 wurde das „Haus der Generationen“ von Bürgermeister Gerhard Weil eröffnet. Seither stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern auch die gemeinschaftlichen Flächen, wie beispielsweise eine Begegnungszone im
Innenhof, zur Verfügung.
Quellen:
Diplomarbeit Oliver Macek, TU Wien (2011),
Wien-Süd / Arthur Krupp Wohnbaugesellschaft
Fotos:
Ing. Peter Leskovar für "Gewog Arthur Krupp"
Projektpartner Burg Bruck an der Leitha
Bauherr: Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Arthur Krupp Ges.m.b.H.
Restaurator: Mag. Klaus Wedenig _ Restoration Company _ denkmalpflege G.M.B.H.
Baustoffe: baumit.com
Estrich: Hochrieser GmbH