Zur Geschichte des Betons
Die Geschichte des Betons ist eine lange und beginnt bereits in der Antike. Schon vor rund 10.000 Jahren wurden Kalkmörtelmischungen in Vorderasien und Ägypten verwendet. Durch die Phönizier, Griechen und später die Römer fanden die Vorläufer des Betons im Mittelmeerraum und innerhalb ihrer jeweiligen Reichsgrenzen und Wirkungsgebiete weite Verbreitung.
Vermutlich waren es die Phönizier, die Luftkalkmörtel (gebrannter und gelöschter Kalkstein mit Sandzuschlag) mit Ziegelmehl vergüteten, um einen wasserdichten Putz (Wassermörtel) herzustellen, der sogar unter Wasser abbindet und unter dessen ständigem Einfluss sogar nur noch härter und widerstandsfähiger wird (z. B. in Häfen, Brückenpfeilern, Zisternen und Wasserleitungen). Anderenorts wurden durch vulkanische Aktivitäten natürlich gebrannte Tuffsteine, sogenannte Puzzolane (benannt nach der Ortschaft Puteoli (heute Pozzuoli) bzw. Trass, als hydraulische Zusatzstoffe verwendet.
Zur Verbreitung und vermehrten Anwendung des betonähnlichen Baustoffs musste jedoch zuerst einmal der Schritt vom Trockenmauerwerk zum Gussmauerwerk vollzogen werden. Ausgehend vom Emplekton (Füllmauerwerk) der Griechen, bei dem zwei Mauerschalen mit Bruchsteinen ausgeschüttet und mit gießfähigen Mörteln verfüllt wurden, entwickelten die Römer das Gussmauerwerk (Opus caementicium), das in abwechselnden Schichten sorgfältig gelegter Bruchsteine und gegossener plastischer Mörtel hergestellt wurde. Statt der beiden Mauern des griechischen Emplekton wurden hier bereits Bretter zur Schalung verwendet, was zu einer enormen Erhöhung der Baugeschwindigkeit und Reduzierung der Baukosten führte. Einen weiteren technischen Fortschritt stellte die Erfindung des Grobmörtels dar, bei dem kleine, zerstoßene Bruchsteine, Kiesel und dergleichen (bis zu einer Größe von ca. 70 mm) mit den Feinmörteln angemischt und zwischen die Schalungen eingebracht und verdichtet wurden. Die fertigen Gussmauerwerke wurden dann mit Ziegeln oder Marmor verkleidet. Auch nach dem Untergang des Römischen Reichs wurde das Wissen um den Kunststein von Nachfolgekulturen bewahrt, jedoch nicht mehr so umfassend angewandt.
Die heutige Bezeichnung Beton geht auf den Bauingenieur Bernard Forest de Bélidor (1697 – 1761) zurück, der diesen (hydraulischen) Mörtel aus Kalk und Puzzolanerde mit grobkörnigen Zuschlagsstoffen als „béton“ – vermutlich vom altfranzösischen „beter“ für „gerinnen lassen“ oder „erstarren“ – bezeichnet hat. Der neuzeitliche Bedarf an günstigen Bauwerkstoffen führte zu einer Erforschung der bekannten Baustoffe und Findung neuer preisgünstiger Bindemittel, die am Ort der Notwendigkeit industriell hergestellt werden konnten. Mitte des 19. Jahrhunderts tauchte Beton – durch die Verbreitung von Roman- und Portlandzement – wieder verstärkt auf.
Quelle: Mag. Klaus Wedenig
Bild oben: Die Kuppel des Pantheon in Rom, gebaut mit Hilfe von „Opus caementicium“
Foto: Sebastian Born